Reisevorbereitung

2018 von Berlin nach Georgien

Der Landy-Umbau:

Gereist sind wir (Ignaz, Elona und Labrador Goya) schon immer gern. Und am liebsten autark und mit dem Kochtopf im Gepäck in die Natur. Natur mit all ihren Reizen! Für die Zeit des Zeithabens (also nach dem aktiven Arbeitsleben) ließ uns die Idee, die Welt mit einem Defender zu erkunden, nicht mehr los.

Nach längerem Suchen fanden wir „unseren“ Defender 110. Es galt ihn in ein Reisefahrzeug zu verwandeln.  Nach längerer Recherche entschieden wir uns den Umbau durch ExTec durchführen zu lassen. War schon ein seltsames Gefühl, als das Dach  abgesägt wurde.  Aber das Hubdach war unumgänglich, schließlich wollen wir ja in dem Auto schlafen. Aus dem 5-Sitzer wurde ein 2-Sitzer!

Nach diesem Umbau machte sich Ignaz an den Elektroblock.  Konnte ja für  den Elektroingenieur und Tüftler schon nicht so schwierig werden…Denkste! Das Dopelbatteriesystem mit Banner-AGM wollte mit Trenn-MOSFET und Solarladeregler und 220V-Konverter und Natoknochen nicht in den Batteriekasten passen. Ging dann doch, irgendwie.

Der Einbau des 40 l Kompressorkühlschranks und des  Mini-Klöchen waren dagegen ein Kinderspiel. Dann noch Matratzen nach Maß anfertigen lassen und fertig!

Und das Platzangebot für Goya ist auch komfortabel.

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Ostern 2016 in Holland war dann die Jungfernfahrt: eine Woche Windstärke >= 6 mit Böen größer 70 km/h und nächtlichen Temperaturen von ca 1° . Für den Anfang ein guter Test!

Im September 2016 folgte dann der längere Test: 6 Wochen England und Schottland inklusive der äußeren Hybriden. Wir genossen die off road Möglichkeiten unseres Landis und freundeten uns mit der Enge des Raumes auch bei wiederkehrenden Regentagen an.

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Der Defender im Vollausbau auf einer schottischen Campsite.

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Und dann ging es an die Planung für die große Tour mit dem Ziel Georgien!

Der aktuelle Stand: Großer  Durchcheck beim Landydoc und der Einbau von 2 LED Scheinwerfern sind erledigt. Goya hat sein super Tollwutzertifikat, sodass seiner Rückkehr in die Europäische Union Nichts im Wege stehen dürfte.

Die möglichen Routen sind im Prinzip auf den Landkarten mehrmals durchgesehen und die ersten Highlights auf der Wegstrecke schon einmal ins Auge gefasst worden. Nun haben wir noch 1 Woche für die Packaktion. Und wir brauchen noch 8 verschiedene Balkan-Vignetten, 2L Super-Benzin für den Coolman Kocher, eine gute Auslandskrankenversicherung für Ignaz, gut ausgestattete Konten, ……………

Route

schaun mer mal

 

Sonntag, 6. Mai 2018:

Es geht los! Fertig gepackt und hoffentlich Nichts vergessen starten wir bei strahlendem  Sonnenschein, verabschieden uns von Berlin noch mit einem Blick auf die Läufer des 25 km Laufs und machen dann erste Rast im Elbsandsteingebirge. Erinnerungen an unsere Novembertour, noch mit der alten Rappelkiste, kommen hoch…heute ist das Wetter erheblich besser!
Dann fahren wir die Elbe aufwärts: Erstaunlich, je weiter wir kommen um so breiter! wird sie. Die Elbe auf der Höhe von Magdeburg ist da schon fast ein „Rinnsal“…..der Grund? Sie wird hinter der tschechischen Grenze aufgestaut und bildet eine seenähnliche Landschaft.
Wie geplant lassen wir Prag links liegen und fahren weiter Richtung Brünn (Brno) und finden einen feinen Übernachtungsplatz

 

Montag, 7. Mai und Dienstag 8. Mai:

Die Nacht zum 7. war echt kalt, aber die Morgensonne wärmte sofort wieder auf – nur mussten wir dafür den Landi etwas umsetzen….Hat man davon, wenn abends der Platz nach der schönsten Aussicht gesucht wird:)

 

 

Die Weiterfahrt durch wunderbare Landschaften, wenig besiedelt. Die Straßen- und Autobahnränder haben im Bewuchs von Ginster auf Flieder, Raps  und nun auf blühende Akazien gewechselt. Alkohol brauchte man nicht, um sich beschwipst vom Geruch zu fühlen. Nur, wo waren die Bienenstöcke um Akazienblütenhonig zu produzieren?

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Reisen bildet, wie man ja weiß und eröffnet den Horizont, auch für neue Fortbewegungsmittel:

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Abends am 7.5. sind wir in Budapest gelandet, vorher haben wir den Weg über Österreich statt der Slowakei genommen. So bekamen wir einen Eindruck vom Burgenland. Die riesigen Felder mit Monokultur  ohne ein Unkrauthälmchen haben uns echt erschreckt und passender weise blieb auch die Frontscheibe sauber!

Dafür ist der Ave Natura Campingplatz eine Juwel. Ganz wenig Plätze, jeder steht, wie es der Platz hergibt und die Besonderheit: Die Sanitärräume sind im ehemaligen Bunker des 2. Weltkrieges untergebracht. Wenn das keine Wiederverwertung ist!

Am 8.8. haben wir dann Budapest touristisch erobert. Der ÖPNV ist gut ausgebaut und für Menschen über 65 Jahre kostenfrei! Auch eine Möglichkeit, das Thema mit der Fahrfähigkeit von alten Menschen sehr charmant anzugehen.

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Ein „Muss“ ist die Matthiaskirche….Statt Gold herrliche Wandbemalung, die an Nepal oder Tibet angelehnt zu sein scheint.

Hungrig auf dem CP angekommen gab es ein kräftiges Gewitter, gut dass wir eine wasserdichte Markise haben.

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Was noch für zukünftige Budapestbesucher interessant ist: Vom CP AveNatura kommt man nach einem Fußweg von ca 600 m zur Bushaltestelle der Linie 291, die direkt bis in die City auf der Pest-Seite/Bahnhof fährt. Dort kann man die Tageskarte am Automaten für 1650 Forint = ca 5,30 € erwerben. Der sehr freundliche CP-Betreiber hat ebenfalls Tickets bereit und preist im Übrigen alle Sehenswürdigkeiten für die nächsten 7 oder mehr Tage an….!:) Ach ja und Kosten für den CP sind in Höhe von 15 € pro Tag angefallen ( die ACSI Karte wurde mit 10 % belohnt).

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Wir haben uns entschieden, es bei dem einem Tag zu belassen. Vielleicht sehen wir uns auf dem Rückweg wieder.

 

Mittwoch, 9.5.

Das Stehen unter Bäume bei Gewitter hatte seinen Preis..heute früh war erst einmal saubermachen dran (Markise, Heckzelt). Um 10.30 machten wir uns dann auf nach Belgrad. Es ging noch einmal um km-Fressen…Also alles über die Autobahn. Das heißt fast schnurgerade durch die Pußta (wie wir gelernt haben, ehemals eine Waldsteppe die sich vor fast ca 3000 Jahren zu einer Wiesensteppe gewandelt hatte und heute landwirtschaftlich genutzt wird) bis zur Grenze. Serbien ist  EU-Beitrittsland und prompt wurden wir bei  der Einreise  nach zu verzollenden Waren gefragt. Übrigens im schönsten Wiener Dialekt:)

Auf der serbischen Seite setzte sich dann die Eintönigkeit als Vojvodina fort, aber der Zweck heiligt die Mittel. Vor Belgrad fanden wir den CP Camp Dunav, direkt an der Donau gelegen und mit einem sehr netten Betreiber. Super neue Sanitäreinrichtungen und die ADAC Karte wurde akzeptiert (glatte 5 % bei Gesamtkosten von 17 €). In Serbien benötigt man keine Vignette, es fallen abschnittsweise Mautgebühren an (von der Grenze bis nach Belgrad 4,50 €).

Zum Abendessen sind wir nicht nach Belgrad reingefahren sondern in den netten Vorort Zenum, mit vielen sehr netten Restaurants direkt an der Donau.

 

 

Donnerstag, 10.5.:

Nach einem morgendlichen Plausch mit Bad Tölzer, die gerade auf dem Rückweg von Griechenland waren, ging es aus Belgrad heraus.

 

Wir wählten die Route über die Bundesstraße (im Glauben, dass es die landschaftlich schönere Strecke sei) nach Čačak, was sich wirklich als Fehler herausstellte. Ca 100 km vorbei  an – zugegeben sehr gut aufgeräumten Autofriedhöfen – (hier werden noch alle Autos ausgeschlachtet)  -und eigentlich ständig mit  60 Kmh erreichten wir gegen frühen Abend den CP Viljamovka in Kremna. Wir hatten ihn schon in Berlin ausgeguckt, weil sich „das Stehen unter Birnbäumen“ so nett angehört hatte. Und wirklich, der Platz söhnte uns für die etwas langweilige Fahrt mehr als aus. Der Eigentümer Ljubisa Carevic empfing uns mit seinem selbstgebrannten Birnenbrand, wobei er streng darauf achtete, dass wir an diesem Abend nicht mehr Auto fuhren. So ganz nebenbei hat er für seine Destillerie und das Produkt die Goldmedaille gewonnen.

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Freitag, 11.5.

Nach dem Frühstück im strahlenden Sonnenschein und der  ersten  großen Wäsche aus der Dachwaschmaschine 🙂 stand heute der Ausflug in den Nationalpark Tara auf dem Programm. Grenzmäßig direkt an Bosnien-Herzegowina und den Kosovo angrenzend kann man von dem wunderbaren Waldgebiet  nur begeistert sein. Die Bärenpopulation soll stabil sein.

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Die sehr freundlichen Serben übertroffen sich gegenseitig vom Anpreisen der Naturschönheiten, die man  „unbedingt gesehen haben muss“. Aber wir befinden uns ja auf der Durchreise….

 

Samstag, 12.5.

Bei bestem Wetter und nach einem ausgedehnten Frühstück verabschiedeten wir und von dem feinen Platz und machten uns auf den Weg nach Sofia.

 

Dies hiess, die kurvenreiche Landstraße nach Čačak retour ( der Abstecher in den Nationalpark hatte sich aber auf jeden Fall gelohnt) und dann über die Autobahn zur bulgarischen Grenze. An Mautgebühren sind bis zur Grenze 3,50 € angefallen. Landschaftlich fuhren wir durch landwirtschaftlich genutzte Gebiete, eingerahmt von Berghängen. Auffallend: keine Tierwirtschaft.  Herrliche Blitze über den Mazedonischen Bergen kündigten die Bestätigung derWettervorausschau an : Regengebiet über Sofia. Aber zunächst kam die Grenze. Bei der Ausreise war Geduld gefragt, für ca 25 Autos vor uns benötigten wir ca 45 Minuten. Nun ja…. Dafür hatte die Grenzpolizistin beim Blick in den hinteren Raum ihr Schreckerlebnis: Goya staunte sie an:).

Bei Sofia erwies sich das Regengebiet dann als ausgedehntes STARKregengebiet. Kein so richtiger Spaß, dann im Landi alles aufzubauen. Spontan entschlossen wir uns, weiter bis Plovdiv zu fahren. Dort sollte es nicht mehr regnen, es bedeutete aber noch einmal 110 km runterreißen.

In Plovdiv erwartete uns dann die nächste Überraschung: Der im Internet gefundene CP mit wirklich netten Bildern existierte nicht mehr, es gab nur noch alte Datschen (hier Bungalow genannt:)) zu mieten. Egal. Wir mieteten eines und überzeugten uns von den Überbleibseln des real existierten Sozialismus:). Aber immerhin trocken, heißes Wasser zum duschen und ruhig.

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Sonntag, 13.5.

Wieder strahlender Sonnenschein! Wir verließen die „exquisite“ Unterkunft, bevorzugten das Frühstück in freier Natur:) und entschieden, statt nach Edirne doch durch Griechenland zu fahren. Die Autobahn in Bulgarien und die Schnellstraße in Greece waren komplett leer.

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Und auch bei der  Ausreise aus Bulgarien (hier wollte man  erstmals Goyas Pass sehen… gut so, haben wir den nicht sinnlos dabei:)) und der Einreise in die Türkei ging es relativ flott. Die grüne Versicherungskarte haben wir natürlich dabei:)

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Und dann wurde es  einfach wunderbar: Ignaz hatte zum Übernachten die Gegend um den See im Gala Gölü Millî Parki ausgewählt. Ein Gebiet, dass der Camargue sehr ähnlich ist.  Riesige Wasser- und Sumpfflächen von kleinen Wegen durchbrochen. Gute Wahl: Offroad gleich hinter der türkischen Grenze, dafür Übernachtung im Nationalpark mit herrlichem Blick auf die Vogelwelt der Seiden – und sonstigen Reiher, Kormorane, sogar Pelikane, großen tanzenden Libellenschwärmen. Wasserbüffel und Kuhherden bewacht von ihren Hausbullen  und Hunden – alles ganz nach unserem Geschmack!

Die wenigen Türken die uns begegneten ( erstaunlich, mit ihren Uraltautos  fuhren sie durch Berg und Tal der Schotter- und Felsenpiste ) begrüßten uns jeweils mit einem strahlenden Merhaba und erklärten nebenbei, dass sie gerade mit der Reisaussaat zu tun hätten.

Genau unser Platz!

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Montag, 14.5.

Die Libellenschwärme erfüllten auch frühmorgens schon wieder ihren Auftrag: Mücken wegfangen:)

Frühmorgens um 7.00 Uhr der erste Blick aus dem Zeltfenster: Wir hattenBesuch! Wasserbüffel schauten neugierig auf unser für sie seltsames Gefährt:) . Wir waren begeistert, sie bei ihrer Wanderung durch das Wasser und vor allem beim Eintauchen der Köpfe zum Äsen unter Wasser zu beobachten!

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Das Ziel des heutigen Tages: Troja. Dazu nutzten wir die Fähre von Ecebat nach Čanakkale, die netterweise sogar auf uns gewartet hatte. Das soll heißen, mit unserer Auffahrt  fuhr sie auch schon los!

Die Überfahrt nahm ungefähr 15 Minuten in Anspruch und wir lernten, dass diese Bucht tatsächlich den einzigen schiffbaren Zugang nach Istanbul darstellt, die Dardanellen. Das erklärte auch die große Anzahl von Containerschiffen. Der Name leitet sich von Dardanos, einem Sohn des Zeus her. Die sich um diese Meerenge rankenden Legenden sollte ihr selber nachlesen…spannend! Und da Reisen bildet, haben wir weiter nachgelesen: Die Halbinsel Gallipoli war ein wesentlicher Kriegsschauplatz im 1. Weltkrieg. Die Deutschen, die mit den Osmanen verbündet waren, kontrollierten die Meerenge und verwehrten den Engländern und Franzosen damit den Zugang zum Schwarzen Meer. Der Versuch, über den Landweg der Halbinsel zum Ziel zu kommen, misslang. Maßgeblich soll  – Mustafa Kemal – besser bekannt als späterer Staatsgründer der Türkei – Atatürk- dazu beigetragen habe. Er  war der Held, der die Stellung gehalten hatte. Diverse Ehrenfriedhöfe auf der Halbinsel erinnern auch heute noch an die schweren Verluste.

In Tevfikiye steuerten wir einen netten kleinen CP, nur ca 700 m von der Ausgrabungsstätte von Troja weg, an.

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Die netten kleinen Begegnungen unterwegs: Beim Grenzübertritt von Serbien nach Bulgarien hatte uns ein Renault Kastenwagen mit deutschen Kennzeichen mit Lichthupe freundlich gegrüßt. Heute Abend fuhren genau diese Münchner hier auf diesen kleinen Platz…

 

Dienstag, 15.5.

Heute stand Troja auf dem Programm. Wenn auch nicht so spektakuläre Ausgrabungen und Rekonstruktionen wie z.B. in Ephesus so lohnt sich eine Besichtigung auf jeden Fall. Schon, um mehr über diesen Ort zu erfahren, der in unseren Köpfen fast immer nur mit der Legende (?) des Trojanischen  Pferdes verknüpft ist. L1040077Aber die Historie geht viel weiter zurück. Schon fast 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung lässt sich die Siedlung nachweisen. Auf den ursprünglichen Mauern wurde  in der jeweiligen Epoche wieder zusätzlich aufgebaut. Man spricht von Troja I bis Troja IX.

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Schliemann, der an diesem Ort maßgeblich gewirkt hat, hat  erst sehr spät verstanden, dass er mit seinen Ausgrabungen viel archäologisches Unheil angerichtet hat. Nicht ahnend, dass unterschiedliche historische Schichten vorhanden waren, wurde quer „durchgegraben“.

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der Schliemann – Graben

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stellt sich die Frage, wann Lego tatsächlich erfunden wurde 🙂

 

L1040091Die gefundenen Schätze befinden sich übrigens noch nicht wieder hier an diesem Ort sondern u.a. in St. Petersburg, Moskau, Berlin u.m. Aber gegenüber von dem CP ist ein Museumsneubau entstanden, der im August diesen Jahres eröffnet werden wird. Hier sollen  die Artefakte  möglichst wieder zusammengeführt werden.

Und zwischen den historischen „Klamotten“ das wunderschön lebendige Heute!

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Genug der Kultur für heute, uns zog es endlich an’s Meer! Der Schlafplatz für heute! Yeniköy – Strand.

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Mittwoch, 16.5.

Heute war Anbaden angesagt! Herrlich frisch! Nach der ersten Aufregung – der Kühlschrank schien ausgefallen – wurde es dann ein fauler  Tag…

Lesen, Joggen, die erste Schlange live und abends Zusammentun der Lebensmittel mit den netten Münchnern Marc und Selina.

 

Donnerstag, 17.5.

Uns zieht es nach Bergama zur Akropolis und dem Pergamonaltar  (siehe Museum in Berlin).

Dazu nutzten wir  die Tour durch die Berge. (Die zwar sehr gut ausgebauten Schnellstraßen entlang der Küste fanden wir nicht so interessant. Von Ort zu Ort und entsprechend viel Verkehr…)

Zuerst wirklich unendliche Olivenwälder, die dann in größerer Höhe mit Pinien wechselten. Genau der richtige Ort für eine Pause und Verkostung des türkischen Mürbeteiggebäcks.

Und unterwegs gab es jede Menge Möglichkeiten, die Wasservorräte wieder aufzufüllen.

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In Bergama angekommen legten wir uns im Gewirr der  kleinen und engen Gassen gekoppelt mit unübersichtlichen Einbahnstrassenregelungen die Karten. Die Idee des Restaurantbesuchs mussten wir knicken. Der Reiseführer hatte recht! Abends gegen 18.00 Uhr schlossen sie. – Der kleine CP ca 3 km außerhalb   gab uns ein gutes Nachtquartier und der Kühlschrank gab leckeres Essen her.

 

Freitag, 18.5.

Heute dann der neue Anlauf: Mit der Seilbahn fuhren wir auf die Akropolis und waren  von der Größe der Anlage (Ober- und Unterstadt, die in ihrer Blütezeit bis zu 150 000 Bewohner beherbergte) überrascht.

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Besonders muss man die Mosaike in der Unterstadt erwähnen.

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Von Bergamo zog es uns dann weg von der touristisch werdenden Küste. Wir fuhren in Richtung Manisa über die Berge und dort in den Stil-Dagi-Nationalpark. Von Manisa ging es ziemlich steil und kurvenreich in die Bergwelt. Es gab genügend Parkmöglichkeiten, um die spektakuläre Aussicht zu genießen. Eine davon nutzten wir als Nachtquartier.

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Samstag, 19.5.

Nach einer ruhigen Nacht, begleitet von den Rufen der Käuze, setzten wir heute die Fahrt durch den Park fort mit Ziel Usak. Beeindruckend die Felder mit wilden Pfingstrosen und den frei bzw. wild lebenden Pferden.

 

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Der Plan, in Usak (eine moderne Universitätsstadt) das Museum mit den Funden der Ausgrabungen von Sardes zu besuchen, löste sich leider auf: Zwar fanden wir erfolgreich die Adresse, mussten dort jedoch lesen, dass wegen Umbaus oder besser Neubaus der Ort verlagert sei…

Besonders hervorzuheben sind die von blühenden Rosenbüschen und Hochstammrosen!!! gesäumten Straßen!

Auf eine weitere Suche verzichteten wir und setzten die Fahrt Richtung Konya fort. Die Straßen, hervorragend ausgebaut, führten uns über mittlere Gebirgspässe und fruchtbare Hochebenen. An den Straßen immer wieder die Möglichkeit, Erdbeeren und Kirschen zu kaufen.

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Schließlich kamen wir auch in die Region des Schlafmohnanbaus. Dieser soll jetzt staatlicherseits streng reguliert und kontrolliert sein…Schön sind die weiß und lila blühenden Mohnfelder schon..

Auffallend ist die rege Bautätigkeit, nicht nur Straßen- sondern vor allem auch der Wohnungsbau boomt.

Bei einem Zwischenstop  am Gölü-See   genießen  wir in einer Lokanta einen ausgezeichneten Fisch und erreichen gegen Abend Egirdir. Das Städtchen liegt auf ca 1000 m Höhe. Der CP liegt direkt am Strand. Goya fühlt sich wohl. Wir stehen hier allein, Sanitäreinrichtungen, nur mit Schlüssel zu nutzen, sind sauber. Abends ist es  angenehm kühl.

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Sonntag, 20.5.

Nach einem gemütlichen Frühstück erkunden wir die Stadt. Vorbei am gut gesicherten Militärgelände (Egirdir ist Schulungsstandort) führt eine Uferpromenade bis direkt in die  sich  auf einer Halbinsel befindliche Altstadt.

Betrachtet man die Berge, sieht man Schneefelder ähnliche weiße Flächen. Sie rühren vom Steinabbau her, der hier in großem Stil betreiben wird. Die Lkw’s die aus dem Gebirge kommen sind mit tonnenschweren Quadern beladen.  Offensichtlich wurde in Egirdir auch einmal der Transport  per Schiene sichergestellt. Heute zeugt nur ein dekoratives Relikt von dieser Zeit.

Und die Recherche im Internet hat danach bestätigt: Hier wird in großem Umfang Mamor abgebaut (Travertin, Mamorgestein in rosa und beige). Und was wir vorher auch nicht wussten, in der Türkei lagert 40 % des Weltvorkommens an Marmor.

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Die Altstadt hat sich auch schon zu einem kleinem Touristenzentrum entwickelt (man findet sogar eine öffentliche und sehr saubere Toilette! Nett, man kann auch eine Zahnbürste erhalten).  Es ist wohl eher ein Ort für türkische Touristen.

im Zentrum befindet sich die Dündar Bey Medresesi.

 

Der See (der viertgrößte der Türkei) ist türkisgrün und die Umgebung der bis zu 3000 m hohen Berge bietet eine hervorragende Kulisse. Wir nutzen das Bootstourangebot die Halbinsel zu umrunden. Abends speisen wir lecker Fisch aus dem See im Restaurant direkt am Ufer gelegen.

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Montag, 21.5.

Wir fahren nicht direkt nach Konya sondern erst einmal direkt in die Berge zum Yazili Kanyon, einem kleinen Nationalpark. Die dort hinführende Straße ist zwar eng aber bestens asphaltiert, der Grund? Uns kommen wieder Lkw’s mit Steinquadern beladen entgegen. Auf den engen Straßen, fast schon single road eine gewisse Herausforderung.

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Am Ende der Straße und dem Eingang zum Nationalpark  findet sich zu unserer Überraschung ein Picknick-Platz mit einem kleinen Restaurant.  Die Tischnischen sind über die Bäche gebaut. Wir zahlen 15 türkische Lira Eintritt und können selbstverständlich! über Nacht bleiben.

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Aber zunächst geht es in den Canyon, der mit  kleinen Badetümpeln einlädt. Nicht nur Goya liebte sie:).

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Und abends gab es die beste Forelle vom Grill, die man sich denken kann! Dazu gegrilltes Gemüse. was will man mehr?

 

Dienstag, 22.5.

Heute geht es nach Konya, d.h. aber zunächst retour nach Egirdir. An die Laster mit Marmor hatten wir uns ja schön gewöhnt, trotzdem beeindruckte der Blick auf den Abbau.

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Die Fahrt führte uns über ca 240 km, durchweg gute Straßen, zumeist Autoleer. Dafür säumten für Kilometer Apfelplantagen den Weg, die dann, je näher wir nach Konya kamen , von steppenähnlicher Landschaft abgelöst wurden.

Einige Gedanken zur wirtschaftlichen Situation: Es fällt auf, dass überall die Städte boomen. Überall, auch auf dem Land wird massiv in die Infrastruktur investiert, Straßenbau in ganz großem Stil. Aber sie werden kaum befahren…Uns kommt der Vergleich mit der  A2 in NRW in den Sinn. Das Bruttoinlandsprodukt der Türkei ist seit Jahren sehr gut. Ein Wirtschaftswachstum um die 8 %. Aber die Schere zwischen wirtschaftlich gut situierten Bildungstürken und der ärmeren meist auch minder gebildeten Landbevölkerung geht immer weiter auseinander.

Fährt man über kleine Landstraßen  fühlt man sich in die Zeit von vor 100 Jahren und mehr zurückversetzt: kleine Häuser und Lehmhütten bieten die Unterkünfte für die Familien, die sich von der Landwirtschaft ernähren. Diese zeigt, auch wegen des ausgeklügelten Bewässerungssystems, guten Ertrag. Auch wenn die biologische Landwirtschaft (orientiert an den Standards der EU ) auf dem Vormarsch ist, sind die Traktoren mit den Spritzanlagen nicht zu übersehen.

Und überall trifft  man auf die viel gerühmte Freundlichkeit.

In Konya, einer der ältesten Städte der Türkei, finden wir mitten im Zentrum ein feines Hotel (Rumi Hotel). Nach einiger Diskussion ist sogar die Mitnahme von Goya auf unser Zimmer erlaubt. Wir haben uns dazu entschieden, weil wir so direkt neben den Museen und dem Mevlana-Heiligtum wohnen. Und außerdem bekommt der Landi einen hauseigenen Parkplatz direkt vor der Tür.

Die Siedlungstätigkeit geht auf ca 5000 Jahre zurück: die Hethiter, Phryger, Römer, Seldschuken, Mongolen, Osmanen haben hier ihre Spuren hinterlassen.

Der erste Rundgang durch das Zentrum beschert uns das erste Gewitter. Außerdem ist hier touristisch zur Zeit noch Nichts los. Gut für uns, bedenkt man, dass hier jährlich ca 2 Mio Pilger und Touristen durchströmen.

 

Mittwoch, 23.5.

Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Dachterrasse mit herrlichem Blick über das Mevlana Museum und die Ruhestätte sowie  der Selimye Camii Gebetsstätte machen wir uns auf den Weg.

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Einige Worte zu Mevlana: Um 1200 als Celaleddin Rumi in Nordafghanistan geboren und von seinen Anhängern als „unser Meister“, also Mevlana geehrt, wurde er durch den persischen Wandermönch Sems Tebrizi hin zum Sufismus beeinflußt. Diese islamische Mystik strebt über die Auslöschung des „Ich“ die Vereinigung mit Gott an, z.B. durch geistige Versenkung, asketische Übungen und rituelle Tänze. Dies führte zur Gründung des Ordens der Tanzenden Derwische.

Das Gebäude mit dem Sarkophag Mevlanas und seiner Familienangehörigen gilt als Heiligtum.

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Originalschriften des Korans aus dem 13. Jahrhundert werden dort aufbewahrt. Die  Kalligrafischen Kunstwerke sind unübertrefflich.

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Von dort führte uns der Weg vorbei am Basar zur Aziziye Moschee. Zwischen 1671-1676 errichtet, gehört zu den „jüngeren“ Sehenswürdigkeiten. Hervorzuheben ist der verspielte Baustil und die auffällig prunkvolle Innenausstattung.

 

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Mit dem Dolmus erreichten wir dann den Aladdin oder auch Alaettin Tepesi, auch Burghügel. Dazu muss man wissen, dass die jeweiligen Bewohner/Siedler des heutigen Konya  immer wieder auf den Mauern der Vorgänger aufgebaut haben. 5000 Jahre übereinander geschichtet.

An der Aladdin Keykubal Camii , die nach über 100 jähriger Bauzeit 1221 vollendet wurde und heute komplett restauriert erstrahlt, vorbei erreichen wir das Karatay Museum. Von den vielen Möglichkeiten der Museenbesuche  haben wir uns für dieses kleine aber sehr feine „Kachelmuseum“ entschieden. Und diese Entscheidung hatte sich bewährt. Fayencen aus dem 13. Jahrhundert , der  Seldschuken-Zeit. Die ausgestellten Funde vom Kubadabad-Palast am Beysehir See sind überaus beeindruckend. Vor allem die Darbietung der Tiergestalten und auch die menschlichen Gesichter sind faszinierend, zeigen sie doch  den Bezug zur Mongolei und den Turkvölkern.

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Zwischendurch war nach all  den Altertümern  zwischen Rosenfeldern die Möglichkeit zum Luft holen gegeben. Erstaunlich auch hier, wie gepflegt die Anlagen  sind. Das genauere Hinschauen erklärte es dann. Hier sind nicht vereinzelt Arbeiter/innen des Gartenbauamtes unterwegs, sondern ganze Kolonnen…

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Wir haben genug von Pflastertreten und entscheiden uns sehr spontan, Konya mit seinem Verkehr und der Lautstärke zu verlassen und starten noch Richtung Kapadokien. Wir machen Halt in Sultanhani und besuchen die größte erhaltene Karawanserei. Ich bin ein wenig enttäuscht: Die Veränderung im Vergleich zu meinem ersten Besuch vor ca 30 Jahren sind doch zu offensichtlich. Aber immerhin, es wird restauriert!

Den kurz zuvor gefassten Plan weiter bis nach Göreme zu fahren canceln wir. Wir haben Mustafa kennengelernt, der uns den CP direkt in Sultanhani vorschlägt. Dem Vorschlag kommen wir gern nach und finden tatsächlich eine kleine grüne Oase und darüber hinaus ich einen sehr gut deutsch sprechenden Türken, der uns eine Menge über die Restauration von alten Teppichen erklären kann.

Gleichzeitig macht er uns darauf aufmerksam, wie heute Teppiche auf „alt“ getrimmt werden, die dann für viel Geld in Amerika und Europa verkauft werden.

Wir lernten Fabienne und         aus Grenoble kennen, die 12 Wochen mit ihrem Camping-Lkw unterwegs sind.

Donnerstag, 24.5.

Wir fahren zu den Salzseen Tersakan Gölü und Tut Gölü. Allerdings treffen wir keine Flamingos an. Ist wohl nicht die richtige Zeit….Trotzdem spannend zusehen, wie sich die Landschaft plötzlich wieder verändert hat. Und auch immer noch bewohnte Lehmhütten säumen unseren Weg.

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Wir  fassen nun das Ziel Kappadokien wieder in’s Auge und folgen der Empfehlung von Mustafa, die Ihlara Schlucht anzusehen. Die Fahrt über kleine Straßen führt uns zu ersten Eindrücken der Wohneinheiten im Tuffsteingebirge.

In Belisirma Ihlara finden wir eine gute Übernachtungsmöglichkeit direkt an einem Restaurant. Gerne nutzen wir die Möglichkeit, direkt über dem Bach – so ganz auf orientalisch- zu speisen. Im Sommer dürfte es hier nur so von Gästen „wimmeln“, aber jetzt (noch dazu ist gerade Ramadan…) ist es herrlich leer.

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Goya, der von einer  Hundefamilie, 7 halbwüchsige Welpen inklusive Vater und Mutter, mehr als argwöhnisch betrachtet wurde – sicher sahen sie ihn als Eindringling und Futterkonkurrenten an, fühlte  sich aber trotzdem sehr wohl.

 

Freitag, 25.5

Morgens mussten wir Goyas Geschirr suchen…die lieben Kleinen hatten es nachts entwendet und ihre kleinen, scharfen Zähne daran ausprobiert…Dafür gehörte Goya heute morgen zu ihnen und es wurde Hundefreundschaft geschlossen. By the way, war das Frühstück ausgezeichnet.

 

Anschließend standen die Wanderung durch die Schlucht und die Besichtigung der alten Felsenkirchen auf dem Programm. Ein sehr zu empfehlender Weg, immer an dem Melendez Çayi entlang, begleitet vom Gesang der Rohrsänger, zwischendurch ein Wiedehopf und natürlich die herrlichen Fresken aus dem 9 bzw. 11.-12. Jahrhundert.

 

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Nachmittags führte uns der Weg dann über Güzelyurt (übersetzt „schöne Heimat“) und der Besichtigung einer unterirdischen Stadt. An Güzelyurt ist der Tourismus bisher vorbeigegangen. Die unterirdishen Städte (hier gibt es gleich drei) sind noch nicht abschließend ausgegraben. Sie sind mindestens so beeindruckend, wie die, die auf den bekannten Touristenwegen um Göreme liegen.

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Das aufziehende Gewitter erwischt uns am Kratersee des Narli Gold auf ca 1500 m Höhe. Die gesamte Gegend ist vom Vulkanismus geprägt, auch wenn die Vulkane schon vor tausenden von Jahren erloschen sind, findet man plötzlich Landstriche, die Island sehr ähneln.

Gegen frühen Abend kommen wir auf einem der CP in Göreme an und freuen uns über den ausgezeichneten Platz mit Blick über die Ebene um Göreme herum.

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Samstag, 26.5.

Morgens um 5.30, welch ein Anblick!

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Ca 80 Heißluftballons und eine unheimliche Ruhe. Spontan entscheiden wir uns, das wollen wir auch! Aber erst einmal  wird dieser Tag  für die Umgebungserkundung genutzt und die Buchung über das Internet für Sonntag klar gemacht. Zugegeben, es ist schon sehr touristisch, aber eben auch etwas Besonderes!

Wir nutzen den Tag heute vom Kaya Camping zum Open Air Museum von Göreme zu gehen. Leider fast immer an der Straße entlang. Und dort – für uns wenig überraschend – finden sich auch schon einige Touristenbusse… Was muss hier erst in der Hauptsaison los sein.

Wir bezahlen den Eintritt und freuen uns, dass Goya mit in den Park darf. Dort ist er prompt die Sensation für viele Chinesen, die ihn gern fotografieren.

Die vielen Kirchen, die Namen wie Schlangenkriche, Apfelkirche usw. tragen, sind nur teilweise restauriert und erinnern uns sehr, an die Meteora-Klöster in Griechenland. Beeindruckend! Die Namen wurden den Kirchen übrigens erst später von den türkischen Bauern der Umgebung gegeben.

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Und alle Kirchen und Unterkünfte –  für teilweise viele Hundert Menschen –  sind in den Tuffstein hineingegraben.

Für morgen heißt es früh aufstehen. Um 4. 20 soll der Transfer zur Ballonstation stattfinden. Ein französisches und Schweizer Paar haben sich der Idee angeschlossen, morgen mit dem Ballon aufzusteigen.

 

Sonntag, 27.5.

Wecker um 4.00 Uhr, kurz eine Runde mit Goya und dann warteten wir auf den Transfer. Vergeblich! Es war Null-Wind und dementsprechend  gab es auch keinen Flug:(

Nun ja, man muss das Wetter nehmen, wie es ist. Eine große Runde durch den wunderbaren Canyon mit Goya am frühen Morgen hatte auch etwas.

 

 

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Nach dem Frühstück ging es dann noch einmal oberhalb des Canyon mit Ig in den Ort. Wir fanden Maulbeerbäume. Es ist schon nachvollziehbar, dass die Seidenraupen ausschließlich die Blätter dieses Baumes als Nahrung bevorzugen. Die Früchte schmecken ausgezeichnet.

Morgen machen wir dann einen zweiten Versuch zur Ballonfahrt. Mal schauen, die Wettervorhersage sagt etwas mehr Wind voraus. Hoffentlich klappt es!

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Montag, 28.5.

Mit der Ballonfahrt ist es leider wieder Nichts geworden. Die Wettergötter waren gegen uns. Wir riefen Plan B auf und nahmen Ziel in Richtung Nemrut dagi auf. Zuerst interessierten uns aber die Feenkamine. Dazu fuhren wir von Göreme Richtung Avanos in das Pasabagi-Tal, ca 4 km nordöstlich von Göreme. Hier zeigte die Winderosion ganz besondere, bizarre Gebilde. Die „Hüte“ auf den Türmen rühren davon her, dass hier eine härtere Gesteinsschicht (Basalt) über dem Tuffstein gelagert war, die entsprechend langsamer erodierte. Noch kostete es hier keinen Eintritt, obwohl reichlich Reisebusse Tagestouristen heranschafften. Eine seltsame Mischung: uraltes auf Vulkanismus zurückzuführendes Gestein. Felsen, die schon vor hunderten von Jahren ausgehöhlt wurden und als Mönchzellen, Grabkammern und auch mehrstöckige Wohnungen gedient haben  und daneben Souvenirläden und Möglichkeiten zum Kamelreiten.

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Die Weiterfahrt führte uns zunächst über steppenartige Hochebenen (ca 1000 m ) nach Kayseri: Einkaufen war angesagt! Und vor allem suchten wir für Goya neues Trockenfressen. Ein nicht so ganz einfaches Unterfangen. Hier findet man nur noch Hütehunde. Spezialgeschäfte  für Tiernahrung (in Deutschland  ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig) sucht man hier vergeblich. Straßenhunde gibt es hier keine mehr. In dem Zusammenhang: Bemerkenswert ist, dass in der Türkei erhebliche Anstrengungen in den Kommunen unternommen worden sind, um das Problem der herrenlosen Hunde in den Griff zu bekommen. Sie wurden kastriert und gechippt.

Tatsächlich konnten wir einen großen 15 Kg Sack Trockenfutter  erwerben  und damit  Goyas Glück weiterhin sichern (bei Migros ;-))).

Den knapp 4000 m hohen Vulkanberg Erciyes Dagi ließen wir auf der Weiterfahrt südlich liegen, passierten zwei ca 2000 m hohe Pässe und waren erstaunt, wie weit hier die  Skigebiete bereits ausgebaut worden sind. Die Straßen waren gewohnt gut ausgebaut. Leider lag die herrliche Berglandschaft mit Schneefeldern im Dunst, ein Gewitter kündigte sich in der Region an.

Rast machten wir im Irgendwo in 1600 m Höhe zwischen Hanyeri und Doganbeyli.

 

Dienstag, 29.5.

Dass Ruhe so laut sein kann… Wir haben herrlich geschlafen! Frühstückten und machten uns dann auf den doch noch recht langen Weg zum Nemrut Dagi. Wir fuhren weiter über Tufanbeyli, Göksun, Elbistan, Nurhak, Gölbasi Richtung Katha. Auch wenn es eine ordentliche Strecke war, wurde es nicht langweilig. Zwei Pässe mit knapp 2000 m Höhe, kurvenreiche Straßen und eine phantastische Landschaft. Selbst in dieser Höhe wird intensiv Landwirtschaft und Obstanbau betrieben. Und überall gab es Netzempfang!!!

 

Katha ist eine aufstrebende Stadt, die durch Ölvorkommen zu Reichtum gelangt ist. Wohnungsneubauten säumten die Straße. Ganz vereinzelt sieht man noch voll beladene Mopedfahrer. Die großen deutschen Automarken überwiegen. Überhaupt fällt schon die ganze Tour über auf, dass es z.B. keine alten Dolmus Fahrzeuge mehr gibt. Hier überwiegen Mercedes und VW. Alle in erstklassigem Zustand. Wer erinnert sich noch an die Türkei, in der die kleinen Busse fast auseinanderfielen?

Die Strecke war weiterhin von einigen großen Straßenbaustellen gesäumt. In den Straßenbau wird massiv investiert. Obwohl das geringe Verkehrsaufkommen das sicherlich nicht erforderlich macht. Aber diese Maßnahmen sind für die Bevölkerung halt gut sichtbar…..

Ab Katha ging es dann in die Bergwelt des Nemrut Dagi (nicht mit dem gleichnamigen Vulkan in der Nähe des Van-Sees zu verwechseln). Wir steuerten zunächst das UNESCO Kulturerbe an. Wilde Schluchten, kurvenreiche Singelroads führten uns nach oben.

Ca 1 Km vor dem Gipfel wurde am Nemrut -Dagi -Haus gestoppt, ab hier ging es nur mit einem Transferbus weiter ( 5 TLira). Goya erweckte bei dem Fahrer großes Erstaunen. Wie immer waren alle etwas ängstlich. Der große braune Hund flößte Respekt ein. Aber: Goya durfte mit auf den Gipfel und war wahrscheinlich der erste Touristenhund, der dieses Weltkulturerbe besichtigte.

Wir schafften den Gipfel noch vor Sonnenuntergang. leider waren Gewitterwolken vorhanden, sodass die Sonne nicht „spektakulär“ unterging.

 

Besonders fein war, dass wir die Erlaubnis bekamen, auf dem – verschlossenen –  Platz für die Transferbusse mit unserem Landi zu stehen und so die Nacht verbringen konnten. Da war es dann wieder, das Thema mit der „lauten“ Ruhe. Und das bei Vollmond.

 

Mittwoch, 30.5.

Aufstehen für mich um 4.00 Uhr morgens, der Sonnenaufgang auf dem Berg reizte mich sehr. Ich erreichte gerade noch den Transferbus und war dann mit 4 !!! weiteren Menschen allein und genoss!

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Irgendwie ein mystischer Ort!

Was hat  es mit ihm auf sich? König Antiochios I. schuf diesen wohl weltweit größten und höchsten (2160 m) Grabhügel zur Götter- und Eigenverehrung. So bilden die riesigenGesteinskulpturen neben Antiochios Zeus, Apollo, Herakles und Commagene ab. Der riesige Grabhügel wurde künstlich erschaffen. Es wird vermutet, dass allein für die Schaffung des Gipfelplateaus, auf dem der Tumulus steht, ca 200.000 Kubikmeter Gestein abgetragen wurden. Und das 69 – 34 v. Chr.!

Für die Ausgrabung zeichnet übrigens wieder der deutsche Archäologe Carl Human verantwortlich.

Heute sollte es dann weiter nach Diyarbakir gehen. aber zunächst nahmen wir auf der Rückfahrt  noch Arsameia (antike Stadt bei dem Ort Kocahisar) mit.

Auch die Cendere-Brücke über den Cendere Suyu lag auf dem Weg nach Katha. Die alte bereits 194 n. Chr. erbaute Brücke soll ca 1800 Jahre später durch einen vollbeladenen Tanklaster eingestürzt sein. Sie wurde wieder aufgebaut, wobei zum Teil alte Steine verwendet wurden.

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Und noch ein Stück Kultur, der Karakus-Hügel. Auch dieser  ein künstlicher Grabhügel, den König Mithradates 36 – 20 v. Chr. für seine Mutter und weitere weibliche Angehörige angelegt hatte. Der Löwe  und der Adler symbolisieren die Macht über die Erde und den Himmel, wobei die Adlersäule (Karakus = Adler) am Besten erhalten ist.

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Nachdem wir Yussuf, einen netten Türken, der uns oben am Nemrut Dag das Tor geöffnet hatte und sich damit eine Mitfahrgelegenheit im Landi ergattert hatte (obwohl er eigentlich Angst vor Goya hatte, ist er tapfer nach hinten zu ihm eingestiegen…) zu Hause  in Katha abgesetzt hatten ging es nach Diyarbakir, der heimlichen Hauptstadt der Kurden. Nun begleiteten uns endlose Getreidefelder und ebenes Gelände. Die Einfahrt nach Diyarbakir offenbarte es dann: Die Stadt hat Nichts mehr mit dem Diyarbakir vor 30 Jahren gemein. Mittlerweile leben dort über 1,1 Mio Menschen! Die Altstadtmauer ist zwar noch in der alten Form vorhanden, aber der Blick auf den Tigris (der sich durch einen Staudamm auch nicht mehr als breiter Strom präsentiert) ist durch Neubauaktivitäten verwehrt.

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Ich finde, die Stadt hat ihren Charme verloren. Die hier lebenden sehen sicher eher den Fortschritt.

Ignaz nutzte die Gelegenheit für einen Frisörbesuch. Der sorgfältigste Haarschnitt seit Jahren 🙂 Und natürlich haben uns wieder einige Menschen auf deutsch angesprochen und wollten wissen, wo wir herkamen, wie es uns geht, ob uns die Türkei gefällt…..

Auffallend ist: Seit Siverek gibt es verstärkt Militär- und Polizeitkontrollpunkte. Wir befinden uns im Kurdengebiet. Immer noch eine zum Teil spannungsgeladene Gegend.

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz eines Imbisstandes in Batman (schreibt sich tatsächlich so!). Ein Ort, der sich durch Rinderherden und ihre Hinterlassenschaften – auch auf der Straße – einer gemischten Bevölkerung und einer riesigen Staumauer auszeichnet. Und über dem Dorf die Überwachungsinsel des Militärs. Da kann ja Nichts schief gehen.

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Donnerstag, 31.5.

Nachdem die Dorfjugend das Interesse an uns doch relativ schnell verloren hatte (sie wollten sich alle mit dem Landi fotografieren lassen und die Kinder sollten uns ihre Englischkenntnisse präsentieren) hatten wir eine ruhige Nacht.

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Ein letzte Blick auf das Dorf und dann ging es Richtung Van-See über Kozluk, Baykan, und Bitlis nach Tatvan. Dort fanden wir nach einigem Suchen (die Ausfahrt führte über eine Fabrik) die Zufahrt zum Nemrut Dagi ( 3050 m) .

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Er soll mit seinem gigantischen Ausbruch ca 1600  (der Durchmesser des Kraters – fast kreisrund – umfasst 8,5 km ) dafür verantwortlich sein, dass der Van See 8 4 x so groß wie der Bodensee und sodhaltig, Fische leben nicht in ihm) aufgestaut wurde.

Die Zufahrt – ca 25 km – führte uns zu einem der drei Kraterseen, der als Besonderheit auch eine warme Quelle hat.

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Wir waren von dem idyllischen Platz nur so begeistert. Fazhiel, der dort oben in den Sommermonaten in einer Art Steinhöhle lebt, begrüßte uns freundlich und bot uns an, uns mit der warmen Erde einzureiben. Ignaz nahm dieses Angebot abends an. Ich entschied mich, am nächsten Tag mit ihm eine Wanderung zu machen.

Seine Geschichte, dass es Bären in der Region gebe und man sie mit viel Glück sogar sehen könne, taten wir eher als „einem einen Bären aufbinden “ ab.

Ignaz kam etwas durchgefroren von der Erdmassage zurück. Aber die dicken Schlafsäcke und die Ikea-Fleece Decken sorgten schnell für die nötige Wärme.

Die Nacht hätte total ruhig sein können….wenn wir nicht unseren persönlichen Naturkrimi erlebt hätten: Gegen 22.00 rappelte es im Auto, fälschlicherweise bezichtigten wir Goya. Als es dann aber ein sehr untypisches Geräusch gab, waren wir irritiert. Fenster im Zeltdach auf, Stirnlampe an, und komischerweise lag der Außenspiegel auf dem Boden….Und dann hörten wir  auch noch zwei Schüsse…..

Wir vermuteten Bärenbesuch, räumten auch die letzen Schuhe und den Tisch rein und hatten dann eine etwas unruhige Nacht. Unsere Wahrnehmung war eindeutig nach draußen gerichtet. Richtig spannend wurde es, als Goya deutlich machte, dass er unbedingt sofort raus müsste (kommt sonst nie vor). Könnt ihr euch das Gefühl vorstellen, mitten in der  Nacht das Auto zu verlassen, wenn ihr Bären in der direkten Umgebung vermutet? Aber es half Nichts!

 

Freitag, 1.6.

Nach einer eher unruhigen Nacht wachten wir um 7.00 Uhr auf und fanden unsere Vermutung bestätigt!

Zwei eindeutige „Beisserchen“ in unserem Kotflügel, einige Kratzspuren auf der Motorhaube….Ein „Schadbär“ hatte uns besucht. Warum? Konnte keiner erklären. In der Gegend des Sees sind viele Touristen mit ihren Autos unterwegs, Bären sind von Natur aus scheu, wir hatten keine Lebensmittel draußen…..Wir konnten es nicht aufklären.

Der Vormittag wurde von der Reparatur des Außenspiegels beansprucht. War gar nicht so einfach, eine einzige! Schraube von unten in das Gewinde zurückzudrehen, zumal die Halterung verbogen war. Aber mehr schlecht als recht ist es dann doch gelungen.

So konnte ich dann doch noch ca 3 Stunden mit Fazhiel wandern. Was dann hier so wandern hieß. Diretissima über Geröllfelder immer nach oben. Ich habe selten so vielfältige Bergblumenwiesen gesehen. Warum nur hatte ich mein Pflanzenbestimmungsbuch nicht dabei ( in dem Zusammenhang muss man wissen, dass Wikipedia in der Türkei nicht funktioniert. Wikipedia widersetzte sich den Bedingungen des türkischen Staates)!

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Wir haben uns dann doch entschlossen, diesen traumhaften Ort zu verlassen. Die vergangene Nacht und dass Darübernachdenken, dass Goya einen Reiz ausüben könnte, die Bären jetzt vielleicht gerade Junge haben…, ließ uns die Entscheidung treffen, zurück in die Ebene des Van Sees zu fahren (der auch immerhin 1600 m hoch liegt).

Noch etwas zum Thema Bienen und Honig: Auf unserem Weg haben wir sicher tausende von Bienenstöcken gesehen. Überall auf den Feldern, in den Bergtälern stehen sie. Das türkische Honiggebäck kennen und lieben wir ja alle. Nun versteht man auch, dass es überall in der Türkei Honig in bester Qualität zu kaufen gibt.

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Samstag, 2.6.

Nachdem wir einen prima ruhigen Platz auf einer Halbinsel des Van-Sees gestern gefunden hatten ging es heute weiter am See entlang nach Ahlat. Die zuvor im Reisebericht angelesene Information, dass Ahlat über den reizvollsten, um nicht zu sagen spektakulärsten Friedhof Anatoliens ( Selçuklu Mezarligi) verfügt, wurde voll bestätigt.  Die Geschichte des Ortes besagt, dass der bereis in urärtäischer Zeit um 900 v. Chr. bewohnte Ort um ca 1060 durch die von Osten kommenden Seldschuken besiedelt wurde. Er wurde von diesen als einer ihrer Stützpunkte genutzt, von denen sie in die Schlacht von Manzikert zogen.

Die Seldschuken und ihre Nachfolger machten den Ort zu einem Kunst- und Kulturzentrum. Auch heute noch deutlich an den kunstvollen Grabstelen abzulesen. Die meisten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. einige datieren noch aus dem 12. Jahrhundert und lassen eindeutig armenische Einflüsse in ihrer Ornamentik erkennen. Nicht umsonst hat  die Unesco diesen Ort als Weltkulturerbe  anerkannt.

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Vater und Tochter bekamen einen Grabplatz nebeneinander.

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Die zuvor beschriebenen Drachenmotive.

Konsequenterweise führte uns der Weg dann über Malazgirt, dem früheren Manzikert. Hier schlugen die Seldschuken 1071 die byzantinischen Heere. Damit endete das byzantinische Reich und die Migration der Türken nach Anatolien begann.

Mit einem herrlichen Rundblick auf die 4000’er verabschiedeten wir uns vom Van-See und richteten unseren Blick auf Pathos.

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Die Fahrt ging über einsame  Höhenzüge, immer so um die 2200 – 2300 m mit dem  Blick auf  saftige Blumenwiesen.

Pathos, eine typische türkische Dorf-Stadt nutzten wir zum Einkaufen. Doch wie findet man einen Bäcker? Da wir genügend Erfahrung haben suchten wir nur die Holzstapel auf der Straße.

 

Das Ziel Georgien rückte langsam näher. Wir fuhren über Tutak in die Berge mit Ziel Agri und fanden für die Nacht einen prima Platz direkt am Bach.

 

Sonntag, 3.6.

Morgens um 7.00 Uhr, der Blick aus unserem Dachfenster:

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und auf der anderen Seite des Baches wurde fleißig gearbeitet:

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Heute führte uns der Weg über die enge Schotterpassstraße (2200 m ) nach Tutak und weiter nach Agri. Von dort dann über eine zweispurige Schnellstraße (unser provisorisch  reparierter Außenspiegel fand die 90 km/h allerdings nicht so gut, er wackelte immer wieder) nach Dogubayazit ( noch ca 20 km bis zur iranischen Grenze). Der Blick auf den Ararat (5137 m – hier Agri dagi genannt) war schon beeindruckend, auch wenn er leider nicht mehr ganz wolkenfrei war. Total verschneit und vereist. Auf dem Weg Richtung Kars machten wir im  Irgendwo stop auf einer Wiese, face to face zum Ararat, umgeben von blühenden Blumen- und Kräuterwiesen. Der Thymian hatte ein Aroma… das durfte man nicht  ignorieren. Also gesammelt und zum trocknen aufgehoben.  Mit den kurdischen oder auch armenischen Frauen (? – sie verstanden eindeutig kein Wort türkisch) kam ich so dann auch gleich in Kontakt.

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Die Gegend scheint hier so friedlich, die Menschen sind trotz ihrer Armut ( die Arbeitslosigkeit soll bei 60 % liegen, wie immer man das auch bei der Landbevölkerung belegen will) so freundlich und wirken zufrieden. Die meisten leben offensichtlich von der Schafhaltung. Große Herden werden von den Männern begleitet. Kaum zu glauben, welch geschichtsträchtiger Boden es war und irgendwie auch immer noch ist. Der Grenzübergang  nach Armenien ist weiterhin von der türkischen Seite nicht möglich. Es soll auch etwas damit zu tun haben, dass Aserbaidschan droht, den Gashahn für die Türkei zuzudrehen, falls diese den Kontakt zu Armenien wieder normalisiert.

Wir genießen die friedliche Stimmung und erfreuen uns an den vorüberziehenden Schafherden.

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Montag, 4.6.

Wir wachten von der Sonne geweckt um 5.30 Uhr !!! auf, und wurden durch einen freien Blick auf den Ararat – ganz wie von uns erhofft – belohnt:

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Die morgendliche Hunderunde bescherte uns erneut einen wunderbaren Einblick in die blühenden Bergwiesen. Wir konnten uns nicht satt sehen!

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Das heutige Ziel war Ani, 961 n.Chr. zur ersten Hauptstadt Armeniens erhoben. Dazu führte uns der Weg immer an der armenischen Grenze entlang. Dementsprechend gab es immer noch reichlich Militärpräsenz auf der Straße. Wir kamen auch prompt in die erste Kontrolle hinein. Es mutete schon seltsam an, an einem mit Sandsäcken, Betonstelen und Panzern gesicherten Kontrollpunkt anzuhalten. Aber nachdem wir unsere Pässe gezeigt hatten wurde uns freundlichst ein gute Fahrt gewünscht und fröhlich hinterhergewinkt.

Ani erreichten wir über eine zwar breite aber ansonsten alle Anforderungen an eine „echte“ Schotterpiste erfüllende Strecke (35 km) mit „netten“ Wasserlöchern.  Diese führte durch baumlose Steppenlandschaft. Trotzdem lagen hier kleine Dörfer, oder besser Ansammlungen von Lehmhütten mit Pyramiden aus Kuhdungfladen vor der Tür. Dieser dient im Winter zum Heizen. Wer redet hier noch von Arbeitslosenquoten? Und trotzdem begegnete uns hier in dieser entlegenen, bevölkerungsarmen Gegend ein Wahlkampfauto der Îyi-Partei. Die der regierenden AKP haben wir hier nicht gesehen, auch fehlen die sonst die Stadtbilder dominierenden Roten Halbmondflaggen.

Bei einem Imker machen wir neugierig einen Zwischenstopp und wurden zum çay eingeladen. Die Kommunikation über google Übersetzer war zwar langatmig aber klappte, mal abgesehen davon, dass nur der Sohn Husseyin schreiben und lesen kann… Der Vater ist eher im Nüsse-Aufschlagen geübt:)

 

Wir erfuhren, dass die Bienenvölker hier in den hochgelegenen Ebenen (immerhin durchgängig ca 1600 m ) nur von Mai bis Ende August „arbeiten“. Dann setzt bereits wieder der Schneefall ein.

Anis liegt direkt an der armenischen Grenze.  Etwas zu ihrer Geschichte: Die erste Festung soll bereits im 9. Jh.v.Chr. gegründet worden sein. Es ist auch ein idealer Platz – von drei Seiten durch tiefe Canyons und Flussläufe geschützt musste nur von einer Seite die Verteidigung gesichert werden. Die große Zitadelle wurde rund 1800 Jahre später einhergehend mit einer Stadtgründung erbaut. Die Stadt expandierte so sehr, dass eine zweite Stadtmauer, die auch heute noch gut erkennbar ist, notwendig wurde.

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Stadtmauer am Löwentor von der inneren Seite

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts sollen bis zu 100 000 Menschen hier gelebt haben. Die Stadt soll über mehr als 1000 Kirchen verfügt haben (neben einer auch heute noch recht gut erhaltenen Kathedrale, georgischen Kirchen auch Moscheen), sicher eine Besonderheit -.

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Kathedrale (Fethiye Camil)

Innenansicht

 

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Blick von der Moschee auf den Grenzfluss Arpa Çayi nach Armenien – die Grenze geht durch den Fluß)

Die Moschee Menüçehr Camil (1071-1072 von dem seldschukischen Emir Menüçehr erbaut) zählt zu den ältesten islamischen Bauwerken in der Türkei.

 

Die Gregorkirche des Abughamrentz wurde 2011 restauriert. An ihr findet sich noch eine armenische Inschrift.

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Der Glanz der Stadt ging mit dem Angriff des georgischen Königs Georg I. (1014-1027)unter. Die Byzantiner folgten um 1042. Drei Jahre später wurden weite Teile Armeniens durch die Seldschuken besetzt, die 1064 den Angriff auf Ani erfolgreich führten. Es folgten Jahre der erbitterten Kämpfe zwischen Georgiern und Kurden um die Stadt. 1250 äscherten die Mongolen Ani ein. Mit einem Erdbeben in 1319 wurde dann der Rest zerstört. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts finden Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten statt.

Wir waren hungrig geworden und fuhren nach Kars.

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Windeln werde hier säckeweise verkauft (oder einzeln abgezählt???)

Die Stadt ist bekannt für ihre Ansiedlungsvergangenheit. Zar Alexander III. ließ neben Russen auch Deutsche, Litauer und Letten in der Gegend ansiedeln. Sie sollten die Landwirtschaft vorantreiben und territoriale Ansprüche sichern. Noch heute leben die letzten verbliebenen Christen in  Karacaören (Ende des 19. Jahrhunderts als „Paulinenhof“ gegründet).

Auf die deutschen Siedler geht der Karser Käse zurück, der auch heute noch in den Geschäften als örtliche Spezialität angeboten wird. Genau nach unserem  Geschmack.

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Wir nahmen ein lecker Abendessen ein, die jugendliche Bedienung (ca 14 Jahre) war sichtlich stolz, „die aus Alemanya“ bedienen zu  können (natürlich half wieder der google Übersetzer). Nach dem Einkauf von Gemüse, Joghurt und Trockenfrüchten (auch getrocknete Maulbeeren) fuhren wir weiter an den Çildir-See und fanden einen feinen Platz für die Nacht.

 

Dienstag, 5.6.

Wir hatten einen faulen Tag vor; der Platz am See war so herrlich ruhig, begleitet von Lerchen und der Beobachtung „unseres“ Hausadlers. Im Ernst, er ist direkt neben uns an den Bach geflogen. – Der Bauer, der uns mit seinem Traktor besuchte war ausgenommen freundlich, bat uns nur, den Müll mitzunehmen. Für uns eine Selbstverständlichkeit.

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Und Goldammern gibt es hier in der Population unserer Blaumeisen.

 

Am Nachmittag erwischte uns dann ein kräftiges Gewitter mit Hagel!!! Der Vorteil: Der Landi war fast wieder richtig sauber. Der Nachteil: Für Ignaz zu kalt!   Aber wir haben ja eine Standheizung. Kam die eben auch einmal zum Einsatz.

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Mittwoch, 6.6.

Der Weg führte uns weiter am Çildir – See, mit einem Zwischenstopp zum Einkaufen in Çildir und dann zur georgischen Grenze.

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Eigentlich ein kleiner unbekannter und unbenannter Grenzübergang am Aktas Gölü/ Kartsakhi Lake. ..aber mit einem Riesenneubaukomplex versehen. Offensichtlich rechnet man irgendwann mit einem starken Grenzverkehr.

Wir waren neben einem iranischen LKW das einzige Auto. Dafür wurden unsere Pässe von türkischer Seit 3 x kontrolliert. Noch im Duty free einen Whisky gekauft und dann stellten wir uns der Einreise. Sehr freundliche Grenzer, die uns darauf hinwiesen, dass wir eine georgische Kfz-Versicherung abschließen müssten. An Ig’s Medikamenten waren sie sehr interessiert. Ich musste sogar aus der Dachbox den Vorrat vorzeigen. Auch Goya’s Pass wurde kontrolliert, mit freundlichen Interesse an dem Labrador.

Nach ca 45 Minuten waren wir eingereist. Das Ziel unserer Reise Georgien ist erreicht !

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Direkt hinter der Grenze an der Petrolstation konnten wir die ersten Lari tauschen (100 € =283 Lari) und gleich nebenan für 50 Lari für 30 Tage eine kfz -Versicherung erwerben. Alles ganz easy.

Nach kilometerlangen Steppenstrecken in der Türkei sehen wir hier direkt hinter der Grenze wieder Waldflächen.

 

Das Ziel war Vardzia. CA 45 km hinter der Grenze, aber die hatten es in sich. Wir fuhren über Vachiani, Okami,Kartsebi und Apnia. Schotterstraße mit teilweise tiefen Schlaglöchern voller Wasser. Auch hier muss es in den vergangenen Tagen ausgiebig geregnet haben. Zum Glück gab es teilweise „mongolische Parallelwege“… Die Dörfer waren von Armut gekennzeichnet. Trotzdem winkte man uns immer freundlichst lächelnd zu.

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Nach ca 30 km wurden wir mit einem phantastischen Ausblick auf das Höhlenkloster belohnt.

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Die Zufahrt von dieser Seite erfolgte über eine ca 3 Km lange enge, einspurige Schotterstraße, mit der 500 Höhenmeter überwunden wurden. Wie steht es so nett im Reiseführer? Nicht bei Regen zu empfehlen. Und man sei froh, wenn man die Strecke ohne Gegenverkehr absolviert habe. Stimmt!

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Per Zufall fanden wir einen heißen Swimming pool (heiße Thermalquelle) den Ig auch nutzte.

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Die Besichtigung des Klosters haben wir uns für morgen aufgehoben.

 

Donnerstag ,7.6.

Heute stand nach dem Aufstehen und frühstücken erst einmal Kultur auf dem Programm: das Höhlenkloster Vardzia am Mtkvan. Gestern hatten wir ja schon den Blick auf die gesamte Anlage genossen, heute erklommen wir die einzelnen Höhlen. 2000 sollen es insgesamt sein, 500 hat man bís heute wieder erschlossen und restauriert. Die Gründung soll auf Giorgis III und seine berühmte Tochter Königin Tamara zurückgehen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Einsiedelei und die Gemeinschaft von Mönchen bedeutend älteren Ursprungs ist.

Die Anlage verfügte über Wohnzellen, Küchentrakte, Apotheke und Weinpressen (jedem Mönch soll täglich 1 1/5 l Wein zugestanden haben !!!). Alle Räume waren durch unterirdische Gänge und Tunnel miteinander verbunden.

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Viele konnte man nur über in den Stein gehauene Stufen erreichen. Natürlich gab es auch Räume für Meditation und innere Einkehr, in denen teilweise auch heute noch alte Fresken zu erkennen sind. Besonders in der großen Kirche sind die Fresken gut erhalten und beeindruckend.

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Die Kirche wird heute noch für Andachten genutzt.

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Die Besichtigung war spannend, zumal wenn man auch die unterirdischen Tunnel durchquerte.

 

Die Straße führte uns immer an dem Mtkvan entlang nach Akhaltsikhe. Die erste größere Stadt ermöglichte uns nicht nur den Erwerb einer SIM-Karte sondern zeigte auch den wunderbaren Gegensatz zwischen Plattenbauten und Straßenverkäufern. Hier gibt es statt kopftuchtragender Frauen westlich gekleidete .

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Der Kauf der SIM-Karte löste Lachanfälle auf allen Seiten aus: Die georgisch sprechende Verkäuferin versuchte irgendwie englisch zu intonieren begleitet von der immer funktionierenden Zeichensprache, Ignaz erinnerte sich seiner Russisch-Kenntnisse, und das Ganze gipfelte in dem Versuch der Verkäuferin, dann deutsche Worte zu finden. 20 Minuten später waren wir im Besitz einer SIM-Karte.

Ein Jugendlicher hatte uns auf der Straße auf Englisch angesprochen, ob wir Hilfe benötigten. Auf unsere Frage erzählte er, dass seine Eltern ihm einen Privatlehrer finanzieren und er später in USA studieren wolle.

Auf der anderen Seite erwarben wir bei einem Mütterchen je 1 Kilo Himbeeren und frische Maulbeeren, und das für 7 Lari ( ca 2,50 €).

Das Ziel einer campside im Borjomi Natur Reserve erreichten wir über einen mit zwei Fahrrillen versehenen Wanderweg! Der Landi war gefragt; die Campside – eher ein Bergzeltplatz am Bach aber mit einer großen Schutzhütte. Wir trafen auf eine Schulklasse einer internationalen Schule die alle ausschließlich englisch sprachen . Dan, der Lehrer stammt aus Montana.

Ein wunderbarer Platz.

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Freitag, 8.6.

Der Tag begann mit etwas Aufregung: Ein Hund aus dem Dorf war zum Platz gekommen und prompt gab es einen Rivalenkampf mit Goya. Allerdings hat Goya auch nicht nachgegeben. Aber der konsequente Stockeinsatz brachte die Beiden auseinander.

Dan gab uns noch diverse Tipps, die wir uns gar nicht alle merken konnten.

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Wir machten einen faulen Tag, d.h. Goya und ich machten eine kleine Wanderung , und planten den weiteren Verlauf der Tour. Wir stellten fest, dass wir klare Akzente setzen müssen, Georgien verfügt an allen Ecken über Vergangenheit und historischen Boden.

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Ach ja, wir hatte die erste Pilzmahlzeit!

Samstag, 9.6.

Nah dem Faulenzertag stand heute nun wieder Kultur auf dem Programm! Der Reiseführer hatte uns auf die Fresken  von Kintsvisi neugierig gemacht. Diese sollten mit einem Blau, das in die Geschichte der Malerei eingegangen sei, hinterlegt sein. Das bedeutete ca. 80 km immer weiter am Mtkvari Richtung Gori fahren und dann über eine Seitenstraße und einige enge Serpentinen die Zufahrt zum Kloster nehmen. Uns erwarteten diverse Marschroutka (die hiesigen Dolmus) und auch einige  Reisebusse. Kintsvisi ist eindeutig ein Wallfahrtsort.

Der Widerspruch  zwischen lauten Touristen mit einer „Horde“ von umherspringenden Kindern und tiefgläubigen in der Andacht versunken Menschen rührte uns seltsam an.

Das Innere der Kirche erfüllte dann die Versprechen des Reiseführers:

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Die Besonderheit: An der Nordseite befinden sich Abbildungen des Königs Giorgi und seiner Tochter Tamara. Dazu muss man wissen, dass in ganz Georgien nur zwei Fresken-Porträts der sagenumwobenen Königin Tamara erhalten sind. Eines in Vardzias und dann eines hier in der Nikolaikirche des Klosters von Kintsvisi. Einige Anmerkungen zu Tamara: 1184 wurde sie mit 24 Jahren Königin. Da sie „nur“ eine Frau war, weigerten sich Adel und Klerus zunächst, in ihre Thronbesteigung einzuwilligen. Unter ihrer Regentschaft wurden Todesstrafe und Verstümmelung von Missetätern abgeschafft, die Gesetze modernisiert. Sie gilt als weise, gütige und gerechte Königin. So wird sie noch heute verehrt.

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Dieses wirklich beeindruckende Kloster wurde geht mit seiner Errichtung auf das 13. Jahrhundert zurück.

Von Kintsvisi zog es nun in das Tan – Tal (Tana =  ein Nebenfluss des Mtkvari). Auf dem Weg dorthin durchfuhren wir mehrere kleine Dörfer, kauften auf einem kleinen Markt wunderbar duftende Kräuter und frische Kartoffeln ein, erwarb georgisches Bier und eine Flasche Rotwein und genossen dann das wunderbar grüne Tal. Kirschen verkaufen und kaufen war übrigens „Männersache“:)

Auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht (Camping-Plätze sind in Georgien wirklich kaum vorhanden) stiessen wir auf eine Geburtstagsgesellschaft. Die 15- jährige Alina feierte  mit ihrer Familie und ihren Freunden. Wir bekamen sogleich auch Kuchen geschenkt.

 

Sonntag, 10.6.

Das Tana- Tal noch bis zum Ende durchzufahren machte aus unserer Sicht keinen großen Sinn, vielmehr fassten wir die Höhlenstadt von Uplisziche als Ziel ins Auge. Aber als wir ankamen traf uns fast der Schlag: Busse über Busse, Menschenmassen und schon von weitem konnte man sehen, wie überrannt dieser Punkt war. Es ist eben Sonntag und offensichtlich nutzen die Georgier diesen freien Tag mit Ausflügen gepaart mit ausgiebigen Picknicks. (Hier ist es üblich, Tische zu buchen, d.h. ein Anbieter stellt Picknicktische und -bänke gegen ein kleines Entgelt zur Verfügung, Essen und Getränke bringt man selbst mit – ein gern und viel genutztes Angebot).  Wir kehrten dem Ort den Rücken und fuhren direkt nach Tiflis (tblilisi). Ig hatte vorher schon recherchiert, welche Stellplätze es gab und so fuhren wir zielgerichtet über die Autobahn in die Stadt rein. Apropos Autobahn. Hier verfügt sie über Bushaltestellen und auch Fahrradfahrer können einem begegnen…

Die Stadt Gore haben wir nicht weiter besichtigt und auch auf das Stalin-Museum haben wir verzichtet.

Die Einfahrt in die Stadt Tbilisi hatte etwas von Ketcar- bzw. Auto-Scooter- fahren: 4 – 6 Spuren, allerdings ohne Spurlinien, und jeder fuhr so, wie es für ihn dass Beste schien. Schon eine gewisse Herausforderung! Dann über Einbahnstraßen und schon im Internet als enge und steile Zufahrt ausgewiesene Straße zum ersten Stellplatz – den es leider nicht mehr gab! Also den zweiten angesteuert, direkt an der Metehi Kirche. ein Parkplatz, der nachts zugeschlossen wird und den Riesenvorteil bietet, dass man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt hat.

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Reiterstandbild von Griorgiros am Stellplatz

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Blick auf die Friedensbrücke

Der Rundgang durch einen Teil der Stadt wie auch die Stadtrundfahrt machten die Gegensätze, die in dieser Stadt sehr nah beieinander liegen, überdeutlich. Einerseits moderne Neubauten und andererseits dem Verfall preisgegebene Altbauten.

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Tbilisi wird in der Literatur nicht umsonst als Perle bzw. Paris des Ostens bezeichnet. Fährt man die großen vierspurigen Straßen rechts- und linksseitig des Mtkvari entlang, kann man schon das Gefühl bekommen, man sei an der Seine. Nimmt man dann noch die gut restaurierten Gründerzeitbauten dazu, wird das Bild stimmig.

Direkt unterhalb unseres Stellplatzes wartete noch eine Überraschung auf uns: Ein Teilstück der Berliner Mauer. Die Tafelunterschrift klärte uns dann auf!

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Wir beendeten den Tag mit einem vorzüglichen Abendessen mit Blick über die Altstadt, auf die Friedensbrücke und den Europaplatz. Beeindruckend auch das Parlamentsgebäude, dass eine Glaskuppel analog Reichstag in Berlin aufweist.

Leider muss man auch klar registrieren, dass sich  mit der Anbindung an den Westen und dem Interesse westlicher Großinvestoren die Altstadt zu einer Touristen-Souvenirmeile verändert hat. Es blinkt und leuchtet und Techno-beats die ganze Nacht. Der Preis für das Gefühl zu Europa gehören zu wollen?

 

Montag, 11.6.

Außenspiegelreparatur stand auf dem Plan! Die provisorische Reparatur von Ignaz hielt bis Tempo 70 km/h  ganz gut,  alles darüber hinaus führte zu einem Anklappen des Spiegels. Auf den Autobahnen und Schnellstraßen nicht gerade prickelnd. Bei jedem Überholmanöver Scheibe runter, Spiegel zurecht drehen usw. – Ignaz hatte eine Landrover Reparaturwerkstatt per Internet gefunden. Also Nichts wie hin und Spiegel reparieren lassen! Schön wär’s gewesen… wir haben die Werkstatt zwar gefunden, aber das Tor war fest verrammelt. Nachfragen mit Händen und Füßen ergab, dass der Monteur „im Hotel gegenüber schlafe“. .. Aber hilfsbereite Allroundhandwerker halfen uns und siehe da, mit mechanischen Dingen kennen sich die Georgier aus. Kein Wunder, gut 1/3 der Autos fahren ohne Kotflügel, manche auch ohne Kühlerverkleidung.  Eine zwingende Folge ihrer Überholtechniken???

Unser netter Monteur bekam nach einigem Hin-und Herfrickeln den Spiegel fest, wir zahlten 10 Lara (ca. 3 E€) und waren zufrieden.

Die Fahrt führte uns dann weiter in Richtung Kachetien zur großen Weinstraße. Unterwegs auf dem Weg nach Telavi entstand  die Idee, in den hohen Kaukasus nach Omalo (Bergdorf in ca 2050 m Höhe) zu fahren. Omalo gehört zu Tuschetien. Wie wir jetzt wissen, leben hier die Tuschen, die, aufgrund ihres Widerwillens gegen die zwangsweise Christianisierung, im 4. Jahrhundert vornehmlich aus Khevsuretien geflohenen Bergbewohner. Auch heute soll die Region noch reich an „Heiligen Orten“ (Khati) wie Hainen, Steinhaufen und ähnlichem sein.  Die Tuschen umgehen diese Orte, unkundigen Fremden wird diskret der „rechte Weg“ gewiesen. Während der Wintermonate sind die Menschen teilweise wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Die nur mit 4- Rad -getriebenen Fahrzeugen bezwingbare Wegstrecke ermöglicht den Zugang zu ihren Dörfern nur in den Sommermonaten. Zugegeben, dass reizte uns sehr, zumal eines der Dörfer als das „schönste“ in ganz Georgien im Reiseführer angepriesen war.

Wir machten Station an einer „Campside am river“! Der Platz erwies sich natürlich als eine Wiese, aber immerhin direkt am Bach und wirklich idyllisch gelegen. Goya durfte abends auch wieder die Rinderherden „begrüßen“. Er hat sie zu seinen persönlichen Feinden erklärt. Und dass diese auf sein Gebell und seine Aufgeregtheit nur mit glotzenden Kuhaugen reagieren versteht er schon mal gar nicht.

Nachts gab es ein gigantisches Gewitter, Donnergrollen und Blitze, die das Tal taghell erleuchteten.

 

Dienstag, 12.6.

Das Gewitter war vorbei, die Hunderunde mit Goya ergab einige Pfifferlinge und so gingen  wir frohen Mutes die Strecke nach Omalo an. Die Beschreibung stimmte. Schon nach ca 4 km ging es durch Bachläufe, über Felsplatten, immer an dem tosenden Bach entlang und natürlich als single road. Der Landi war klasse und im 1. Gang nahm er alle Hürden. Allerdings setzte nach 10 km Wegstrecke Regen ein. Wir besannen uns auf die Warnung, dass der Weg bei Regen nicht ungefährlich sei.

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eine noch harmlose Wegstrecke…

Die Vernunft siegte und wir kehrten um (wobei das Umdrehen mit dem Landi-Wendekreis ein Erlebnis für sich war…).

Wieder unten im Tal schauten wir noch einmal zurück und fühlten uns in unserer Entscheidung bestätigt.

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In den Dörfern konnten wir dem Überangebot an Aprikosen, Melonen und georgischen Käse nicht widerstehen. Die dörfliche Männergesellschaft  hatte ebenfalls etwas zu tun…:)

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Der Weg führte uns nun weiter über die Festung Gremi ( Gremi war die eigentliche Hauptstadt Kachetiens, durch König Giorgi II dazu erwählt), die aus dem 15. Jahrhundert stammt. Aus der Zitadelle, die schon restauriert ist, ragt die Erzengel-Kirche hervor, die über feine Fresken verfügt.

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Schließlich erreichten wir Gurjaani! Hier hatten wir uns einen Familienbetrieb der Weinproduktion herausgesucht (Gurjaani Weinhaus) und hatten Glück: der Eigentümer machte uns trotz seines freien Tages auf und erklärte uns die traditionelle georgische Weinproduktion.

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Im Fußboden die Einlässe für die Kvevris

Der Saft der Trauben, die hier immer noch traditionell mit den Füßen gestampft werden, wird in den in die Erde eingelassenen Riesentongefäßen (Kvevris) gelagert. Zum Reinigen der Gefäße steigt man in diese hinein.  Wenn dieses bei den kleineren Kvevris nicht möglich ist, benutzt man Kirschbaumrinde.

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Der Rotwein der Saperavi Rebe ( der Ursprung geht 200 Jahre zurück) hatte es uns angetan:)!  – Und ist der Landi noch so klein, zwei Flaschen passen doch hinein.-

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Mittwoch, 13.6.

Der Vashlovani Nationalpark! Wer kannte diesen Namen? Wir auch nicht…!

Ganz im Südosten Kachetiens und damit Georgiens gelegen, an die Aserbaidschanische Grenze anstoßend und als Schutzgebiet auf 20 000 Hektar ausgewiesen, interessierte uns diese Region  sehr. Zumal die Aussicht auf Steinadler und Gänsegeier  – allerdings auch Schlangen – bestand.  Um eine Besuchsberechtigung zu erhalten mussten wir nach Dedoplistskaro fahren (die Straße dorthin überraschend neu und perfekt asphaltiert) und dort das Haus der Natur aufsuchen. Mit Hilfe eines freundlichen Taxifahrers, der uns den Weg vorfuhr, waren wir erfolgreich und  und  konnten ein Permit für einen Aufenthalt von zwei Tagen erwerben. Die Prozedur  war wegen der sprachlichen Barrieren nicht einfach, aber sie gelang. Auch Goya durfte mit! Nachdem unsere Pässe und der Kfz-Schein gescannt waren und wir 28 Lari bezahlt hatten waren wir im Besitz der erhofften Zugangsberechtigung.

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Für die Orientierung war gesorgt:)

Die Zufahrt zum Schutzgebiet erfolgte über ca 30 km schnurgerader aber nichtsdestotrotz mit einer Unzahl von teilweise auch reichlich mit Wasser gefüllten, tiefen Schlaglöchern. Aufpassen, ausweichen bzw. gerade durch war angesagt.  Dann führte der Weg  in den äußeren Teil des Schutzgebietes. Statt schlechter Schotterstraße war nun offroad angesagt. Wir kennen Menschen, die zahlen für eine Off-Road-Tour viel Geld…  wir bekamen diese mit dem Permit inklusive.

 

Zwischendurch gab es eine Erfrischungspause.

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Nach ca 12 km kam der Vorposten des Schutzgebietes, dem wir frohgemut unser Permit zeigten. Sein Kopfschütteln konnten wir erst nicht deuten, aber dank Google Übersetzer stellte sich dann heraus, dass wir beim Kauf und der Registrierung doch zu deutsch gedacht hatten. Wir hätten nach dem Kauf erst noch zur örtlichen Polizeidienststelle gemusst und uns dort MIT dem Permit registrieren lassen müssen. Also versuchten wir es mit Bitten. Der nette Mensch bedauerte sein „Nein“ zwar sehr, aber wies immer wieder darauf hin, dass er nicht berechtigt sei uns den Zutritt zu gewähren. Auch der Hinweis bei der Polizeidienststelle anzurufen, unser Permit und die Passkopien per elektronischer Post zuzuleiten, wurde nicht akzeptiert. Er schlug vor, zurückzufahren, die Polizeiregistrierung vornehmen zu lassen und dann wiederzukommen…

Im Ernst, darauf hatte ich Null Bock. Das hätte insgesamt 84 km Weg bedeutet, davon 24 offroad und der Rest auch nicht ohne.

Also fuhren wir zurück und hatten wieder etwas dazugelernt: In Georgien reicht ein Stempel und ein Beleg nicht aus! Immer lieber noch einmal nachfragen, ob nicht noch mehr erforderlich ist.

Der Ausflug hatte sich aber trotzdem gelohnt, Stiglitze in Mengen, Adler, Schwarzstorch und eine unberührte Landschaft.

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Die  leergezogenen Häuser in den kleinen Dörfern zeigten einen ganz eigenen Weg der Nachnutzung!

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Wir fuhren den Rückweg eng an der aserbaidschanischen Grenze,  immer am Grenzfluss Alazani entlang.

 

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Die Straße war in unserer Landkarte gelb als Hauptstraße 171 markiert. Tatsächlich trafen wir wieder nach einigen Kilometern auf eine schlechte Schotterstrecke. Der Blick auf die Bergspitzen des aserbaidschanischen Teils des Kaukasus entschädigte uns für diesen Weg.

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Grenzfluss mit Blick nach Aserbaidschan

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georgische Seite

Müde wie wir waren fanden wir  einen schönen sehr ruhigen Stellplatz am Kornfeld mit Blick auf den großen Kakasus. Wie zum Ausgleich zogen zwei Adler ihre Kreise.

Wir genossen die Ruhe und die abendliche Stimmung. Geräusche gab es keine mehr, kein Windhauch, ein irrer Sternenhimmel wartete auf uns (Lichtverschmutzung war hier ein Fremdwort).

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der 7399’igste Sonnenuntergang, aber der musste sein

 

Donnerstag, 14.6.

Der Tag fing früh an, genau um 3.38 Uhr. Scheinwerfer in den Landi und barsche Stimmen…Georgische Soldaten hatten uns aufgespürt und versuchten uns klar zu machen, dass  wir dort nicht stehen dürften. Pässe und Kfz Schein zeigen, alles aus dem Dachzelt heraus..Goya, der wunderbar gehorchte und sein Bellen einstellte..Gegenseitiges Verstehen war nicht gegeben. Bis der eine Soldat einen,  1/4 der deutschen Sprache mächtigen, Kollegen anrief, der uns dann erklärte, dass wir in der Grenzregion nicht stehen dürften. Die Idee, unser Permit für den Vashlovani-Nationalpark vorzuzeigen, entspannte die Situation maßgeblich. Wir wurden aufgeklärt, dass wir am falschen Platz  wären, der Park weiter südlich läge,  dass es aber kein Problem sei, wir die Nacht dort  noch verbringen dürften, aber am nächsten Morgen den Ort zu verlassen hätten. Ignaz bestätigte, dass er verstanden habe und dann verließen uns die Soldaten mit einem freundlichen „Auf Wiedasähen“ und einem fröhlichen Lachen. Nun ja, wir waren ziemlich froh, dass die Angelegenheit so ausgegangen war und wir unsere Pässe wiederhatten.

Am Morgen nach dem Frühstück hatten wir dann erneut Besuch von zwei Soldaten. Ganz offensichtlich hatten sie den Auftrag zu prüfen, ob wir den Platz auch verlassen hatten. Deren Interesse an dem Landi war unübersehbar (gut Maschien). Als Sie gesehen hatten, dass wir schon zusammengeräumt hatten, boten sie Ignaz noch aus ihrer Trinkflasche Wasser an und zogen dann mit einem freundlichen „Guten Weg“ davon.

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Die Fahrt führte uns weiter an der Grenze entlang Richtung Tbilisi. Die in vollem Gange befindliche Getreideernte zeigte, dass auch uraltes Gerät weiterhin gut nutzbar ist.

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Wer sich die Frage stellt, wo die ganzen Handwerkerautos, die in Deutschland nicht mehr die Umweltnormen erfüllen, hingekommen sind, muss hier nur die Augen offen halten: Kleinlaster mit der Aufschrift Gas- und Heizungstechnik, Miele-Service und so weiter sind hier überall auf den Straßen zu sehen und erfüllen ihre Aufgabe.

Nach der Tour hatte der Landi eine Waschung nötig.

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Ig nutzte die Zeit, den 60 Jahre alten russischen Militärjeep, liebevoll  restauriert, zu bewundern.

Wir fuhren durch Tbilisi Richtung Mtskheta zur Jari-Kirche. Von ihrem Standort hat man einen wunderbaren Blick auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse Mtkvari und Aragvi.

 

 

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Hier waren keine Fresken zu bewundern, dafür eine karge Schlichtheit, die nicht weniger beeindruckend war.

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Die Nacht wollten wir auf einer Wiese, neben einem als „Camp-Side“ -ausgewiesenen Picknickplatz verbringen. Zuvor trafen wir noch auf Sebastian und Anne aus Saarbrücken. Beide seit 2016 in der Welt unterwegs und mittlerweile professionelle Reiseblogger. Spannend!

Leider war die Nachtruhe nicht ungestört. Kurz nach Mitternacht Scheinwerfer und Blaulicht: Die Polizei forderte uns auf, die Wiese zu verlassen, es sei zu gefährlich….Wir sollten besser auf dem Parkplatz vor der Kirche stehen… für uns schwer nachvollziehbar, aber der Wille der Polizei….Also packten wir alles zusammen, fuhren die 1,5 km zum Parkplatz und verbrachten dort – genauso wie Anne und Sebastian –  den Rest der Nacht.

 

Freitag, 15.6.

Nach einem weiteren netten Gespräch mit Anne und Sebastian, Austausch der Adressen, nahmen wir das Dorf Shatli ( 2676 m hoch gelegen) als Ziel ins Visier. Wir hatten uns gegen die Georgische Heerstraße entschieden. Den Bericht über Khevsretien, in dem auch das Dorf liegt, fanden wir spannender.

Und nach relativ kurzer Fahrt erreichten wir das Aragvi Adventure Center, dass  sehr einem CP ähnelt. Kleine Hütten, direkt am Fluß gelegen, Duschen, Sanitärräume: diese Infrastruktur kam uns nach den letzten Tagen sehr entgegen.

Und die junge Familie, die das Center entwickelt und betreibt hat sicher den richtigen Riecher: In der Nähe von Tbilisi, gut zu erreichen wird die  junge, auch an fun interessierte Bevölkerung sicher zukünftig für den wirtschaftlichen Erfolg sorgen. Zumal es neben dem Spaß für die Großen auch einen Kletterwald und Spielplätze für die Kleinen gibt.

 

Samstag, 16.6.

Ein fast fauler Tag:) joggen (endlich mal wieder), immer am Fluß entlang, einfach schön! Ig eine große Runde gehen, mit drohendem Gewitter bewältigte er den Rückweg in einer Super Zeit:) und als Belohnung ein wunderbares georgisches 5 Gänge Menü:)

 

Sonntag, 17.6.

Miekes Geburtstag! Der Telefonversuch klappte leider nicht, aber die große Maus ist heute 10 Jahre alt geworden!!

Wir packten die Strecke nach Shatili an. Dazu ging  es über eine Schotterstraße, die sich bald zu einem Schotterweg entwickelte, immer am Aragvi River entlang. Von dem Campingplatz bis nach Shatili sind es ca 90 km. In Baarisakho, ein bis auf vielleicht 20 Einwohner verlassenes Dorf verfügt über ein kleines Geschäft, in dem wir uns vorsorglich noch mit Keksen eingedeckt haben. In 2676 m überquerten wir den Bärenkreuzpass (nur von Ende Mai bis Anfang September begeh- bzw .befahrbar)..

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Goya auf Reisen

Vorher waren wir von Hängen mit gelben blühenden Rhododrenden fasziniert.

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Auf dem Pass trafen wir drei Georgier, die uns sofort zum Essen einluden. Da aber ein kräftiges Gewitter aufzog, entschieden wir uns zur Weiterfahrt.

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Bärenkreuzpass 2676 m

Der einsetzende Hagel und Regen gab uns recht. Für die gut 20 km bis Shatili benötigten wir dann auch gut 1 Stunde.

Gegen 16.30 erreichten wir Shatili. Und lernten Steven und seine Frau sowie Kate kennen, die von Südafrika kommend Georgien mit ihren bikes bereisen. Die Besichtigung des Dorfes haben wir uns für morgen  aufgehoben.

 

Montag 18.6.

Der frühe Vogel fängt den Wurm, wie wahr! Um 7.00 morgens hatte ich die erste Möglichkeit Fotos mit Sonnenschein von dem alten Dorf zu machen.

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Shatili ist berühmt für seine aus massiven Schieferplatten aufgeschichteten Häuser/Festungen . Das Dorf als Ganzes ist eine Burg. Über dem Dorf schichten sich 68 Wehrtürme auf, die auf das 6. Jahrhundert zurückgehen.

Die Architektur ist beeindruckend, alle Wehrtürme waren irgendwie miteinander verbunden. Selbst Rundbogen über den Fenstern hat man mit dem Schiefer gestaltet.

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Heute leben im Winter nicht mehr als 15 Personen dort. Aber es gibt ein Gästehaus und ein kleines Hotel.

Apropos Vogel….:

Nach dem Frühstück entschlossen wir uns die noch ca 12km bis Mutlo  (1600 m hoch gelegen) zu fahren. Ebenfalls ein altes Wehrdorf, aber seit ca 100 Jahren komplett verlassen. Seit 2014 wird es von dem Government restauriert. Der Weg führt immer dicht an der russischen Grenze entlang, durch ein wirkliches Bilderbuchtal und eng am Andaki entlang.

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Mutlo selbst erreichte ich über einen engen Bergpfad, ca 100 Höhenmeter über dem eigentlichen Tal gelegen. Ig versuchte den Pfad, aber nach der Hälfte  wurde es zu riskant. Aber immerhin, es ging schon etwas!!!

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Blick nach Tuschetien

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Auf der Rückfahrt hielten wir am Anatoris Jvari Shrine an. Direkt in der Ecke von Georgien und Russland (Tschetschenien) ist dieser Ort gelegen. Wir konnten uns die dort liegenden menschlichen Knochen nicht erklären. 2 Studis aus Jena sind da am forschen. Auch google konnte bisher nicht weiterhelfen. Haben wir wohl eine Aufgabe für zu Hause.

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IMG_3689Obwohl uns ein etwas mulmiges Gefühl beschlich…hatte der Ort auch etwas mystisches! Eine Bibel, die auf den ersten Blick wie eine echte aussah, bei näherem Hinsehe sich aber als aus Stein gefertigt erwies.

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Konsequenterweise ist auch der Friedhof in Shatili im Stil des alten Dorfes gehalten.

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Bemerkenswert auch, dass die Khevsureten auch heute noch ihre Riten und Lebensweisen teilweise aufrecht erhalten, auch wenn die meisten die Wintermonate in den Tieferen Lagen verbringen.

Dienstag, 19.6.

Heute Nacht hatten wir ein Zimmer in einem der alten Wehrtürme in Shatili gebucht. So ganz das Gefühl des besondren Ortes auskosten. Außerdem gab es dazu ein hervorragendes Abendmenü. Und die Sanitäreinrichtungen stimmten auch, heißes Wasser in den Duschen! Kosten inklusive Frühstück (mit Pfannkuchen) 60 Lari pro Person.

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Wir brachen recht früh auf, um den Rückweg anzutreten, wussten wir ja, welche Herausforderung im Pass auf uns warteten.

Aber zunächst genossen wir die wirklich wunderbaren Blumenwiesen, faszinierend wie sich die Ansiedlung der unterschiedlichen Pflanzen von Tal zu Tal veränderten.

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Und natürlich begleiteten uns die Kühe, die eine stoische Ruhe ausstrahlen.

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Den Pass bewältigten wir ohne Gegenverkehr aber mit vielen Schafherden.

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Ganz große Freiheit für die Tiere, aber für die Schäfer ein hartes Leben. Als Unterkunft dient ihn lediglich eine blaue Plane.

Weiter ging die Fahrt  über Aragvispiri, Odzisi, Iogoeti auf die Autobahn Richtung Gori, Stalins Geburtsort. Dabei liessen wir die Grenze nach Süd- Ossetien seitlich liegen. Es ist schon irre, Georgien ist wirklich ein kleines Land und immer stößt man an Grenzen! In einem kleinen Ort ließen wir mal wieder den Landi waschen, er hatte es nach der Tour in den Hohen Kaukasus bitter nötig. So sauber war er wohl noch nie. Der „Chef“ wollte gar nicht von dem Auto lassen und konnte es kaum verstehen, dass wir ihn nicht auch noch umfänglich innen reinigen lassen wollten.

An Gori vorbei zog es uns dann in die Richtung das Tal des Acharistskali. Dazu folgten wir der S 1 Richtung Kutaisi. Die Stellplatzsuche erwies sich entlang dieser Schnellstraße als etwas schwierig, aber schließlich fanden wir bei einer kleinen Häuseransammlung die Möglichkeit auf dem Fußballplatz zu stehen, gemeinsam mit Kühen und Schweinen, bewundert von den Dorfbewohnern.

 

Mittwoch, 20.6.

Zum Frühstück begrüßten uns die Kühe und Schweine, ein echtes Bullerbü…

Wir fuhren durch Kutaisi (die vorhandene Autobahn war nur in der entgegengesetzten Richtung freigegeben, so dass uns  die Stadtdurchfahrt nicht erspart blieb).

Auf dem Weg dorthin befanden wir uns in der Gegend der Tonbrennereien, die auch immer noch die großen Weingefäße für den Reifungsprozess herstellen.

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Und dann ging es in die Berge. Die 74 führte uns wieder auf ca 1600 m Höhe des  kleinen Kaukasus. Bewaldete Hänge – urwaldähnlich – Rhododendren und natürlich (!) Knabenkraut in Mengen.

Wir hatten einen prima Stellplatz und Goya fühlte sich labradorwohl.IMG_3770

Das Gewitter verbrachten wir unter der Markise. Es goss mal wieder aus Kübeln.

Donnerstag, 21.6.

Um nach Kuhlo (in der autonomen Republik Adscharien liegend – die Wurzeln der Autonomie reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück -) zu gelangen, mussten wir zwei Pässe passieren. Zunächst führte uns die Asphaltstraße in gefühlt oxtrillionen Kurven und Serpentinen auf 2050 m Höhe.

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Das auf der Passhöhe liegende Dorf Bakhmaro (bekannt für seine Mineralwasserquellen) erstaunte uns mit einer regen Bautätigkeit. Offensichtlich greift hier langsam der Tourismus.

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Nachdem wir dem von maps me angezeigten Abzweig gefolgt waren, hatte es sich dann auch mit der Asphaltstraße. Klamotten, Schotter, loses Geröll und  Felsbrocken. Wir schauten uns fragend an…(sollten wir, oder doch besser umkehren???) Der uns zufällig begegnete Touristguide machte uns klar, das die Strecke so bliebe, sie aber nicht schwierig sein. Er bräuchte mit seinem mit 4 Personen besetzten Jeep ca 4-5 Stunden bis nach  Kuhlo…

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Zur Sicherheit (echt klasse) gab er uns noch seine Mobilfunknummer und weiterhin  den Tipp, weiter oben am Pass die linke Piste zu nehmen. Sie käme wieder mit der rechten zusammen???Erklären konnten wir uns das nicht, aber es sollte sich später zeigen….

Auf Zurückfahren hatten wir wenig Lust. Wir bunkerten noch einmal Wasser und machten uns an die Auffahrt auf ca 2500m Höhe bei Sakulaperdi. Bereits nach ca 300 m mussten wir das erstmal die Untersetzung einlegen. Danke an das Training in der Lausitz!!! Im 1. Gang und immer wieder einmal mit Untersetzung erreichten wir nach einer Flußdurchquerung den Pass. Und dann erklärte sich auch der Tipp des Guide in Bakhmaro: Die rechte Piste war komplett noch von den Resten einer Lawine versperrt. Die Landschaft war einfach faszinierend. Der Weg hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

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Wir trafen auf die Bergbewohner, die doch einigermaßen erstaunt waren, einen deutschen Jeep zu sehen. Sie waren sehr sehr freundlich und luden uns sofort auf einen Kaffee, hochprozentigen Trester aus der Colaflasche und einen Imbiss ein.

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Die sprichwörtliche georgische Gastfreundschaft.

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Nachdem wir uns im „Magasin“, das extra für uns aufgeschlossen wurde, noch mit Brot und Eiern versorgt hatten, machten wir uns weiter auf den Weg. Wie nicht anders zu erwarten, blieben die „Straßenverhältnisse“ so wie bisher. In unserer Landkarte war dieser Bergweg übrigens als normale Straße eingezeichnet…

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Blick zurück

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Goya genoss die Schneefelder, eine willkommene Abwechslung für seinen Rückentanz. Wir genossen die Fahrt, die wunderschönen Bergblumen – Pflanzen die wir in unseren Gärten haben, wachsen hier in Mengen – und freuten uns auch an ihm:

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IMG_8091Gegen ca 15.00 Uhr – und schon ein gutes Stück aus demPass heraus – beschlossen wir, in der Bergregion für die Nacht zu bleiben.

Ignaz gratulierte mir und meinte, ich hätte heute mein Landi-Diplom gemacht.

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Die Bergkette im Hintergrund gehört schon zur Türkei

Abends zog wie gewohnt ein Gewitter auf (ich war schon froh, aus dem eigentlichen Pass heraus zu sein, bei den hier üblichen Starkregen wäre so eine Schotter-/Fels-/Sandpiste mit den Steigungen und Gefälle sicher ein „besonderes Erlebnis“.

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sucht den Landi, unser Stellplatz…!

 

Freitag, 22.6.

Das Gewitter hatte uns verschont. Wir füllten noch die Wasserkanister an der Mineralwasserquelle und machten uns dann an die letzten 10 km des Passausläufers. Die Berglandschaft ähnelte jetzt sehr dem Allgäu, nur die am Rande stehenden Autos, Die Beladung  und manche Hausbauten machten klar, in welcher Gegend wir uns befanden.

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IMG_3829Hier findet jede Art von Baustoffen ihre Verwendung. Und die alten russischen LKW’s, die offensichtlich in Privatbesitz übergegangen sind, erfüllen bei diesen Straßen und Pisten hervorragend ihre Aufgabe. Wir staunten gestern nicht schlecht, als uns in 2300 m Höhe ein solches Vehikel, beladen mit zwei Riesenbaumstämmen (jeder einen Durchmesser von ca 1,00 bis 1,10 m !!) langsam  aber stetig nachkam. Wohlgemerkt, ich nutzte teilweise die Untersetzung,….! Wir wunderten uns auch nicht mehr, als wir den 5 l Kanister Öl auf der Stoßstange sahen, mit einem Schlauch direkt in den Motorrad:)

Das Ziel war zunächst Kuolo, das Städtchen, das sich über mehrere Berghänge erstreckt und für seine noch in sowjetischer Zeit erbaute Seilbahn bekannt ist. Wir verzichteten auf eine Fahrt in das gegenüberliegende Dorf Tago und kauften lieber frisches Obst und Gemüse ein und besichtigten die kleine aber feine Galerie mit örtlicher Kunst.

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Bauern verkaufen ihren angebauten Tabak

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Ab jetzt fuhren wir wieder Asphaltstrecke, die uns durch das Tal des Acharistskali führte. Wer glaubt, dass jetzt entspanntes Gleiten des Autos angesagt war, wurde eines Besseren belehrt: die linke Fahrbahnseite (also unsere) war wiederholt durch plötzliche Schlaglöcher von bedeutenden Ausmaßen gekennzeichnet. Erhöhte Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, jederzeit! scharf abzubremsen, waren gefragt.  Das Tal selbst, dass uns bis nach Batumi führen sollte, wird durch rege Bautätigkeit drangsaliert. Die Überlandstrommasten werden erneuert und damit einher geht ein reger LKW-Verkehr.

Zum Übernachten nutzten wir einen Abstecher in den Machakhelja Nationalpark und fanden bei einem Fischrestaurant (frische Forelle und in einer tollen Marinade eingelegte Kebab)

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direkt am Bach einen prima Nachtplatz. So ganz nebenbei konnten wir das traditionelle Fischen beobachten.

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Goya fand das Wasser natürlich super und fand auch jede Menge Stöcker, die er „retten“ musste.

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Samstag, 23.6.

Heute fuhren wir nach Batumi, aber zuvor bewunderten wir die mittelalterlichen Bogenbrücken, die es vor allem in dieser Gegend gibt.

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Ca 20 km später hatte uns der Trubel von Batumi eingeholt. An die irre Fahrweise hatte ich mich nur teilweise gewöhnt…Autoscooter mit  vielen PS unter der Haube hat eben immer noch etwas..

Wir fanden einen guten Parkplatz direkt im Zentrum.

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Kaum hatten wir uns auf den Weg gemacht, holte uns ein Gewitter mit Regengüssen ein. Vom Meer geschweige den dahinterliegende Bergen war Nichts mehr zu sehen, also kehrten wir erst einmal in ein Restaurant ein und versüssten uns das Warten.

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der aufmerksame Kellner sorgte dafür, dass die Autos nicht durch die Pfütze rasen konnten und verhinderte damit erfolgreich unsere Regendusche

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Kaum war das Gewitter vorbei wurde es sommerlich heiß. Batumi: Der Name soll sich vom griechischen „limen bathys“  = tiefes Gewässer herleiten. Und tatsächlich sind die  natürlichen Gegebenheiten für einen Hafen geradezu prädestiniert. Die Russen bauten Batumi zum wichtigsten südlichen Schwarzmeerhafen aus (nachdem im früheren Zeiten Phönizier, Griechen, Römer und Türken den Ort frequentiert hatten). Durch die von Baku nach Batumi verlegte Erdölpipeline kam es zu einer weiteren Aufwertung des Hafens und damit natürlich auch zu entsprechenden Einnahmen der Stadt.  Unsere Erkundung Batumis zeigte, dass es sich wirklich um eine prosperierende Stadt handelt.  Der Investitionsboom lässt Städte wie Tbilisi und Kutaisi (die heimliche Hauptstadt, die davon träumt, dass der Parlamentssitz zu ihr verlegt wird) erblassen. Alt und neu bieten einen ganz besonderen Reiz. An der Strandpromenade, die komplett neu gestaltet wurde, findet sich der bekannte Alphabetturm mit allen 33 Buchstaben des georgischen Alphabets.

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Gleich daneben steht die 2010 von Tamara Kwesitadse geschaffene Skulptur von Ali und Nino, eine Huldigung an  den Roman von Kurban Said – ein Pseudonym –  (einer Liebesgeschichte zwischen der Georgierin Nino und dem Aserbaidschaner Ali, die während des 1. Weltkrieges in Baku beginnt und mit dem Sieg der Roten Armee einige Jahre später im Bürgerkrieg endet. Sehr lesenswert.

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In der Altstadt findet sich dann neben klassizistischen Bauten auch ganz Altes, teilweise noch dem Verfall preisgegeben und neu geschaffenes , wie z.B. die neuerbaute Piazza.

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die Piazza

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Deckengewölbe an der Piazza

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die Strandpromenade vom Wasser aus gesehen

Wir waren von dieser quirligen Stadt sehr angetan. Sie strahlt eine ganz eigene Atmosphäre aus und konnte sich gerade in den Altstadtgassen auch den Charme der Vergangenheit erhalten.

Die Hitze in der Stadt (Goya wollte eigentlich immer nur zum Meer)  trieb uns dann aber doch in Richtung Grenze zur Türkei. Die 18 km waren schnell zurückgelegt und dann war Abwarten angesagt. Ignaz musste die Grenze zu Fuß überqueren und ich stand mit Goya im Auto ca 1,5 Stunden an, ohne dass sich etwas bewegte. Zuvor hatten die Georgier die Ausreise ganz schnell abgehandelt. Aber schließlich war auch das geschafft, Ig konnte ich in der Türkei wieder aufnehmen und wir konnten zusammen die Fahrt fortsetzen.

Die Fahrt entlang des Ostteils der Schwarzmeerküste bestätigte das zuvor Angelesene: Eine Autobahn, zwar neben dem Gebirge immer direkt am Meer entlangführt, aber durch Industrieansiedlung geprägt ist. Wir fuhren deshalb noch bis Trabzon und schlugen uns dort in die Berge. Hinter Maçka fanden wir beim Sumela Restaurant einen kleinen Campingplatz.

 

Sonntag, 24.6.

Sonntag und  ein ausgezeichnetes türkisches Frühstück!  Das Kloster Sumela hatten wir uns für heute vorgenommen. Es liegt  hoch an und auf einem Felsen gebaut (es erinnert irgendwie an Butan) über dem Tal des Altindere. Eine Legende besagt, dass ein Marienbildnis, das der Evangelist Lukas geschaffen haben soll, von Engeln aus einem kleinen Kirchlein in Athen in eine abgeschiedene Felsspalte des Pontischen Gebirges gebracht wurde. In einer Vision sollen zwei Mönche ( Barnabas und Sophronios) den Aufenthaltsort entdeckt haben, die Ikone aber nicht nach Athen zurückgebracht sondern vielmehr einen Schrein um das Bildnis herumgebaut haben. Zukünftig sollen sie  es als „Heilige Maria vom Schwarzen Berg “ = Panagia Sumela verehrt haben. Das Kloster soll im Jahr 385 gegründet worden sein.

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Wir hatten gelesen, dass viele der Innenräume durch Kritzeleien beschädigt seien, insofern entschädigte uns dieses Wissen für die Tatsache, dass wir uns den Weg umsonst gemacht hatten. Das Kloster ist wegen Restaurierung für ca 2 Jahre geschlossen. Schade!!

 

Montag, 25.6.

Geplant starteten wir um 9.00 Uhr und wollten die Strecke bis nach Sinop (ca 500 km) bewältigen. Die Beschreibung der kleinen Küstenstadt hatte uns gereizt und außerdem hofften wir auf einen schönen Strand und ein paar Tage ausruhen und relaxe. Zunächst begleitete uns ein dauerhafter Nieselregen. Aber die zweispurig ausgebaute Strecke (die Herausforderungen bestanden nur in den plötzlichen rechts anhaltenden Dolmus und den plötzlich auftauchenden Ampeln) stellte keine besonderen Anforderungen.quellen. Nach Samsun (noch ca 150 km von Sino entfernt) war die Gegend dann auch wieder mehr von Landwirtschaft geprägt: Haselnuss- und Reisanbau sind in dieser Region die wesentlichen Erwerbsquellen.  Nach einer ausgiebigen Pause erreichten wir gegen 18.00 Uhr den CP marti, direkt am Strand gelegen, Wiese und saubere Sanitäranlagen. Freiheit auch für Goya, der sich ziemlich sofort mit einer Hündin anfreundete. Die größte Überraschung aber war es die Franzosen, die wir schon zweimal getroffen hatten (in Sultanhani und Göreme), erneut zu treffen. Sie waren die vergangenen 4 Wochen ausschließlich in der Türkei unterwegs. Außerdem lernten wir Lukas und Barbara kennen (Schweizer). Lukas ist als Botschafter für die Schweiz in Georgien tätig, beide planen sich dort auch niederzulassen. Möglicherweise sieht man sich in Georgien wieder um vielleicht auch gemeinsam weitere Touren anzugehen….

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Dienstag, 26.6.

Ein prima Platz, große Freiheit für Goya, der sich gleich morgens drei Hunden angeschlossen hatte und es offensichtlich genoss, mit denen schon einmal einen Strandrundgang zu machen..

Heute stand Wäsche waschen auf dem Programm, mal nicht mehr im Bach sondern mittels einer Waschmaschine:) und ansonsten lesen, schwimmen und eine Runde joggen.

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nach getaner „Arbeit“…:)

Mittwoch, 27.6.

Tagsüber genossen wir den menschenleeren Strand.

Zum frühen Abend fuhren wir mit dem Dolmus nach Sinop (Provinzhauptstadt), erkundeten ein wenig das Fischerstädtchen mit seiner alten Stadtmauer.

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Anschließend speisten wir ausgezeichnet im Okyanus Fish Restaurant (sehr zu empfehlen). Das Deutschlandspiel gegen Südkorea und sein Ausgang konnte uns das wirklich delikate Fischgericht nicht vermiesen.

Zurück auf dem CP lernten wir Vincent und Moritz kennen, zwei Studenten, die auf dem Weg nach Georgien waren  und hier  Zwischenstation machten.

 

Donnerstag, 28.6.

Ein weiterer Tag auf dem CP. Der Tag geht mit Schwimmen (der Salzgehalt des Schwarzen Meeres ist sehr gering), lesen und einer Joggingrunde auch gut vorbei:)

 

Freitag, 29.6.

Heute ist Schluß mit Faulenzen, wir machten uns auf den Weg nach Gideros, ein kleines Dorf 260 km westlich gelegen. Aber was für eine Strecke: Kurven über Kurven, Buchten über Buchten, die alle ausgefahren werden mussten… Aber eine herrliche Umgebung- urwaldähnlicher Wald, Steilküste, und immer wieder der Blick auf die Buchten. Um zwischendurch zu entspannen, kauften wir mal wieder Obst und Gemüse ein, ein Markt war schnell gefunden!

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Und schließlich erreichten wir das kleine Kaff und das wirklich kleine aber sehr feine Fischrestaurant. Neben gutem Essen war die Lage einmalig.

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Samstag, 30.6.

Safranbolu gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und wird als Perle der pontischen Kleinstädte bezeichnet. Da  sie ca 90 km von der Schwarzmeerküste im Landesinneren liegt lag zunächst die Bucht von Kurucasile auf dem Weg. Ein idealer Platz zum Frühstücken and by the way konnten wir uns auch von der hier immer noch gepflegten traditionellen Bootsbaukunst überzeugen.

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Nach einigem „small talk“ mit den Dorfbewohnern, die allesamt ihre Sprachkenntnisse über „Bonjour Madame“, „Hallo guten Morgen Allemagne“ und „Günaydin“ zusammensuchten, und einem erfrischenden Bad steuerten wir Amasra an.

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Zu erreichen war Amasra über die weiterhin sehr kurvenreiche und leider nicht immer gute Straße, aber die Landschaft söhnte uns aus.  – Rechts eine Bucht, links eine Bucht und dazwischen liegt das Städtchen. Malerisch. Auf der gerade einmal 200 m breiten Landzunge konnten wir die Wehrmauern aus der byzantinischen-genuisischen Zeit bewundern.

Zur Geschichte ist zu sagen, dass Amasra mit seiner Gründung wohl auf das 6. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht. Damals trug die Stadt noch den Namen Sesamos. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. trug sie den Namen der persischen Prinzessin Amastris (Gemahlin des Fürsten Dionysos von Herakleia – dem heutigen Eregli).

Vereinzelt finden sich auch heute noch alte Holzhäuser.

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Gegen Mittag nahmen wir dann die Fahrt in das Landesinnere auf. Eine sehr reizvolle Landstraße durch tiefe Wälder, immer an einem Flussbett entlang führte uns langsam aber stetig auf ca 1000 m Höhe. Und wieder einmal erwischte uns ein Gewitter, dass mit Starkregen einhergehend mit Hagelschauern zum Anhalten zwang.

Schließlich erreichten wir Safranbolu. Einst lag die Stadt an einer der wichtigsten Handelsrouten von Zentralanatolien zum Schwarzen Meer. Heute prägt der Tourismus die Stadt, ist es doch gelungen, den Osmanenstil der Gebäude zu erhalten bzw. zu restaurieren (viele private Geldgeber , meist Intellektuelle sollen das ermöglicht haben). Die vielen alten Villen (Konaks) im Fachwerkstil vermitteln einen Eindruck vom ehemaligen Reichtum der Stadt, war sie doch früher von Safranfeldern umgeben (der Name sagt es).

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Der Gang durch den Basar machte die Kupfer- und Schmiedekunst deutlich, und nahm uns ordentlich gefangen.

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Nachdem wir den Schlafplatz auf dem CP des Kadioglu Hotels aufgesucht hatten (die Duschen und Sanitärräume des Hotels konnten mit genutzt werden., allerdings musste man den Weg über die Straße nehmen – aber da gibt es Schlimmeres:) machten wir uns erneut zu einem Abendrundgang durch die Altstadt. Zunächst suchten wir die Karawanserei Cinci Han auf. Errichtet um 1685 für reisende Händler dieses Teils der Seidenstraße dient sie heute als Hotel.

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Im Abendlich hatte der Ort seinen ganz besonderen Reiz. Wir suchten die Safranstände heim und fanden auch noch eine traditionelle Fladenbrotbäckerin. Das Brot schmeckte  mit Käse- und Spinatfüllung und Ayran dazu ausgezeichnet.

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findet Ignaz…:)

 

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Sonntag, 1.7.

Die Nacht war in dem ersten Teil erfüllt, von nicht unbedingt schöner dafür aber um so lauterer Feiermusik, es war eben Samstag Abend. Aber irgendwann hatte uns der Schlaf in unserem Dachzelt doch übermannt, sodass wir heute morgen frisch erholt die Tour zurück zum Schwarzen Meer angehen konnten. Wir wählten dazu den Weg über die Schnellstraße vorbei an Bolu, passierten ein wirklich riesiges Stahlwerk (die Waggons der Lokomotiven sahen im Verhältnis zu den Gebäuden wie kleine Modelleisenbahnen aus), ließen Düzce links liegen und erreichten bei Akçakoca wieder die Küste. Ein Badestopp und dann wollten wir den empfohlenen CP aufsuchen. Nur leider gab es den nicht mehr(:

Deutschsprachige Taxifahrer wiesen uns aber darauf hin, dass im weiteren Verlauf der Küstenstraße ein Platz nach dem nächsten käme.

In der Tat fanden wir nur ca ca 15 km weiter einen einfachen sowohl sonnigen als auch schattigen Platz.

Kaum waren wir angekommen, wurden wir von einer Großfamilie nicht nur zum Tee sondern gleich auch zum Abendessen eingeladen. Google Übersetzer erleichterte die Kommunikation ungemein:).

Gegen 20 Uhr verließen sämtliche Besucher den Platz und wir hatten das ganze Areal für uns!

 

Montag, 2.7.

Der Platz und das Meer waren so herrlich, dass wir uns kurzfristig entschieden, einen faulen Badetag einzulegen. Goya hatte sich mit der 1-jährigen Hundedame Maja angefreundet und ging mit ihr am Strand seine eigenen Wege:)

Beim Frühstück erinnerten wir uns sehr an die Baltische Ostseeküste, dort hatten wir mit Uschi und Kuddel vor einigen Jahren ähnlich herrlich gestanden.

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Wir lernten eine Berliner Familie (Anja und  Benjamin mit ihren Söhnen Lennard und Klaas) kennen, die seit Ostern  mit ihrem Wohnmobil auf Tour sind  und auch Georgien als Ziel haben. Wir tauschten Tipps aus, da sie mehrere Wochen in Albanien waren und für uns dieses Land auf der Rückroute liegt.

So ganz nebenbei gab es natürlich auch wieder Sonnenuntergänge:):) – mit und ohne Lametta:)

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Dienstag, 3.7.

Gegen 9.30 hatten wir unseren Kram zusammengepackt und machten uns auf den Weg zur Marmarisküste. Wir fuhren weiter an der Küste entlang, wobei die Straße sich schon ziemlich bald (Richtung Kandira) in das Landesinnere schlängelte. Große geschlossene Mischwaldflächen unterbrochen von Haselnussplantagen begleiteten uns. Wir fuhren an Sile vorbei und hielten uns dann Richtung Kilyos, um den Horrorverkehr von Istanbul zum umgehen. Das gelang weitestgehend. Einige Male stand heute „verfahren “ auf dem Programm. Die Suche nach einem CP (im maps put waren diverse eingezeichnet) gestaltete sich schwierig, weil man jeweils, um einen anzufahren die Seite der Schnellstraße wechseln musste. Und das ging immer nur so alle 3- 5 Kilometer. War ein wenig nervig, aber schließlich fanden wir einen kleinen Platz, belegt mit türkischen Dauercampern. Direkt am Strand, die uns fröhlich begrüßten und natürlich sofort eine deutschsprachige Camperin holten.

Das Meer hatte hier eine lange flache Zone, für Ig bedeutet das, etwas lange im Wasser zu laufen – nicht ganz so optimal. Und leider war der Strand auch nicht so sauber. Aber morgen wollten wir ja sowieso gleich weiter. Bei unserem Abendspaziergang entdeckten Goya und ich noch einen – leider – toten Schweinswal.

 

Mittwoch, 4.7.

Griechenland war für heute als Ziel angesagt. Unterwegs konnten wir uns davon überzeugen, dass die beste Werbung immer ein „echter“ Hingucker sein muss:)

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Die Sonnenblumenfelder zeigten uns deutlich, dass wir schon einige Wochen unterwegs sind. Auf der Hinreise waren die Pflanzen gerade erst aus der Erde getrieben, nun standen sie in voller Blüte. Und die westliche Marmarisregion ist ganz offensichtlich Sonnenblumenland.

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Bis zur Grenze waren es noch ca 80 km. Die Ausreise (drei Autos vor uns) ging so etwas von reibungslos, mit einem freundlichen Gruß und wir sollten doch bald wiederkommen. Bei der Einreise nach Griechenland mussten wir eine kurze Zeit warten, konnten dafür aber bei einem Auto vor uns die Arbeit des Drogenhundes beobachten. Anschließend durften wir und auch Goya ohne Kontrolle wieder in die EU einreisen.

Für die Nacht suchten wir bei Mandra einen Camping municipal auf. Dieser liegt direkt am Strand, sehr sauber und hundefreundlich. Wir waren die einzigen deutschen Besucher, umgeben von Familien aus Bugarien. Kein Wunder, die bulgarische Grenze ist nur ca 60 km entfernt.

Auch hier ein langer flacher Uferbereich mit der Konsequenz, dass das Wasser dort auch gut aufgewärmt war. Aber nach ca 150 m konnte man dann schwimmen. Ein idealer Ort für Familien mit kleinen Kindern!

Zuvor hatten wir noch Xanthi angesehen und in dem dortigen Basar Fisch und Skampis eingekauft.

Die abendliche Joggingrunde ergab noch einen schönen Überblick über die Bucht.

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Donnerstag, 5.7.

Heute morgen wurden wir durch das Klappern der Störche geweckt.

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Für heute hatten wir uns eine große Tour vorgenommen, wir wollten möglichst nah an die Albanische Grenze heran.

Der Weg führte uns wesentlich über die E 90 (und dank Navigon immer ohne Mautgebühr, d.h. immer einmal für eine kürzere Strecke abfahren) vorbei an der Halbinsel Athos, Thessaloniki, über Veria und Kozani. Bei Neapoli verließen wir die Autobahn endgültig und fuhren in die Berge, das Ziel des Grenzüberganges bei Sarantaporos vor Augen. Aber zunächst machten wir im Irgendwo Station für die heutige Nacht.

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lecker Fisch zum Abendessen, dank der Fischstände im Basar von Xanthi

 

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und nachts absolute Ruhe und ein Sternenhimmel, ganz ohne Lichtverschmutzung

 

 

Freitag, 6.7.

Zunächst führte uns der Weg noch ca 80 km durch eine fast unbewohnte Gebirgsgegend, das bedeutete Kurven!!!

Das hier in dieser Region noch Bären leben (an der E 90 waren wir auf die vom Griechenlandurlaub 2017 vertrauten Hinweisschilder getroffen) , konnten wir gut nachvollziehen, sie ist im Prinzip komplett unbewohnt. Und dann der Grenzübergang! Die Griechen setzten ohne Hinzugucken den Stempel in die Pässe und dann kam nach ca 300 m Niemandsland der albanische Grenzpolizist. Der netteste Grenzpolizist ever! „Besuchen Sie das erste mal Albanien?“ – „Ja:“ – “ Da wünschen wir Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und kommen sie nächstes Jahr wieder!“

Die Weiterfahrt führte uns dann über eine single road durch eine atemberaubende Landschaft. Sie führte immer an dem glaskaren, türkisfarbenen Fluß Vjosa entlang.

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Die Landwirtschaft liegt ganz eindeutig bei Familienbetrieben. Heu wird noch von Hand gerecht und kleine Pferde, Maultiere und Esel sind die vierbeinigen Transportmittel. Auf der Straße begegneten  uns aber auch vereinzelt neue SUV’S, neben alten Mercedes. Und überall hieß es, „Deutschland gut“.

Der erste kleine Ort nach der Grenze war Përmet. Wir tauschten Geld, tankten (das Benzin ist teuer, ca 1,50 €) und kauften ein (die Lebensmittel sind wie in Georgien sehr preisgünstig) und suchten die Touristik Information auf. Leider konnte uns die sehr freundliche Mitarbeiterin nicht mit einer Albanienlandkarte weiterhelfen. Im Telekom-Laden kauften der noch eine SIM Karte und hatten damit unsere Grundausrüstung wieder hergestellt.

Der Weg führte uns von Përmet ca 7 km zurück zu den Thermalquellen von Banjat e Benjës.

Was für ein Ort! Kristallklares Wasser, Badewannenbecken und die Möglichkeit an diesem Ort auch zu übernachten. Was wollten wir mehr!

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ideale Bedingungen für Ignaz

Der Schwefelgeruch hielt sich SEHR in Grenzen. Goya und ich machten unseren Abendspaziergang durch die Schlucht, die sich wirklich in einen Canyon verwandelt. Die „Wanderung“ war für Goya optimal, mussten wir doch ganz viel durch den Fluß laufen.

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Auf dem Rückweg gab es – quasi als Belohnung – wir dann noch das Postkartenmotiv in realita!

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Leider gab es das kleine Restaurant hier an diesem idyllischen Ort nicht mehr, aber wir hatten ja beim Einkauf in Përmet vorgesorgt….!

Wir lernten noch zwei Tschechen kennen, die mit ihren 4×4 Pajero schon das dritte mal in Albanien waren und sehr gut deutsch sprachen. Dementsprechend hatten wir keine Kommunikationsschwierigkeiten.

 

Samstag 7.7.

Der Tag begann mit einem ausgedehnten Bad! Auf der Suche nach Landkarten- und Informationsmaterial fuhren wir nach  Këlcyrë, leider ohne Erfolg. Dafür gab es ausreichende Netzstärke und wir konnten einen Guide als ebook herunterladen.

Die Entscheidung fiel uns danach nicht mehr schwer, wir wollten zurück in die Berge! Also ging es ca 15 km retour und nach Përmet links ab in den Nationalpark.

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Parku Kombetar i Bredhit te Hotoves-Dangëlli

Die Strecke war dann wieder eine echte 4 x 4 road, auch wenn es ohne Untersetzung ging. Aber so ist es eben noch im Land der Skipetaren. Auch heute noch sprechen die Albaner gern von sich als Skipetaren (albanisch: Shqiptarët). Und wie wir gelernt haben umfasst das geschlossene Siedlungsgebiet der Albaner einen großen Teil des  Kosovo, Albanien und den nordwestlichen Teil Mazedoniens. In Albanien liegt ihr Bevölkerungsanteil bei 90 %. Die Kriegswirren der Vergangenheit lassen sich auch hier im Wesentlichen darauf zurückführen, dass die Albaner nicht über ein geschlossenes Siedlungsgebiet verfügten…auch hier wieder eine spannende und sich immer wieder wiederholende Geschichte der Vergangenheit.

Aber uns reizte die Natur. Und wer dieses sieht fühlt sich an Karl May erinnert.

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Nach gut 1,5 Stunden Rumpelstrecke mit wirklich herrlicher Berglandschaft sahen wir plötzlich einen Hinweis auf ein Café.

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Die sehr geschäftstüchtige Oma einer ansonsten landwirtschaftlich arbeitenden Bergfamilie wies alle vorbeifahrenden „Touristen“ auf ihr Angebot hin. Sie hatte mit ihrer Familie  einen wirklich netten Freiluftgastraum geschaffen und überraschte mit einem feinen Essen,  alles aus eigener Produktion.

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Dieses Angebot konnten wir natürlich nicht ausschlagen, zumal wir nach dem Pistenstaub auch ordentlich durstig waren. Außerdem gab es auf einer Wiese einen wunderbaren Stellplatz für die Nacht. Zuvor allerdings hatten wir Familienanschluss, sei es, dass ich das 2 Monate alte Baby auf den Arm gedrückt bekam, sei es, dass die Dorfkinder Interesse am Mac hatten:)

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Sevran i Made

 

Sonntag, 8.7.

Zuerst war Goya mit einem Morgenspaziergang dran. eine gute Gelegenheit, die kleinen Dinge zu bewundern.

Nach einem leckeren Krapfen – mit Honig – Frühstück bei Oma machten wir uns an den zweiten Teil der Piste, das Zwischenziel war Corovodë. Nach ca 45 Minuten „mutierte“ die Piste zur Straße und führte uns immer an dem herrlichen Canyon des Osum River entlang.

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Den Plan, am Fluss über Nacht zu bleiben und die Gelegenheit zum Baden zu nutzen, hatten wir aufgegeben. Für Ignaz wäre es doch zu schwierig gewesen, über die Steine in die „Badewannen“ zu kommen. Stattdessen fuhren wir nach Berat(seit 2008 UNESCO Weltkulturerbe), die Stadt der 1000 Fenster, wie sie im Reiseführer angepriesen wird. Aber bevor wir ihren Reiz auf uns wirken lassen konnten hieß es ca 50 km Kurvenfahrt (immer weiter am Fluß entlang) zu bewältigen. Die Reisegeschwindigkeit lag bei ungefähr 40 -50 km. Die Straßen sind hier eben noch nicht breit und gut ausgebaut.

Das Gewitter hatte sich bei unserem Eintreffen in Berat gelegt, sodass wir die Stadt erkunden konnten. Als Besonderheit bietet sie neben dem reizvollen Anblick eine alte Zitadelle, die auch heute noch zu großen Teilen im Innenbereich bewohnt ist.

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Wir stöberten durch die engen Gassen und standen plötzlich vor einem Museum. Und dieses barg dann einen ganz besonderen Schatz: Neben der beeindruckenden Ikonostase von 1797  (Wallnussholz mit Gold verziert) in der Kirche Kathedrale der Heiligen Maria (die seit 1807 Kirche der Entschlafenen Maria heißt)

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wird dort auch ein sehr feines Museum geführt, mit über 100 Ikonen, teilweise aus dem 16. Jahrhundert.

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Für die Nacht suchten wir einen CP ca 12 km nach Berat auf (liegt zwar direkt an der Landstraße, wird aber durch zwei Häuserreihen abgeschirmt, daher sehr ruhig – außerdem hatte er eine sehr gute Ausstattung).

 

Montag, 9.7.

Zuerst musste das Interessen von anderen CP-Nutzern am dem Defender befriedigt werden. Wir sollten Besichtigungseintritt erheben…

Der Weg zum Lake Ohrid führte uns über Elbesan nach Lbrazhid und Prrenjas nach Progradec. Der Ohridsee – der zweitgrößte Binnensee der Balkanhalbinsel- mit einer Grenze zu Mazedonien, die schräg durch den See geht, reizte uns, wegen seines kristallklaren Wassers als Badesee.

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Beim Abendspaziergang kamen wir zu einem „Naturpark“ – dieser kristallisierte sich als „kleines Wandlitz“ heraus. Der heutige Drilon Park war zur Zeit des kommunistischen Regimes nur hohen Parteilmitgliedern (auch Hoxha) zur Erholung vorbehalten. Heute ist er ein kleiner sehr gepflegter Aufenthaltsort für Alle. Mit der Möglichkeit, Boote zu mieten (wie im Tiergarten) und in diversen Restaurants zu speisen.

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Auch die allerorts sichtbaren Betonbunker versuchte man zu verschönern…:)

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Der See erinnert uns ein wenig mit seinem klaren Wasser und der Lage (umringt von Gebirgen) an den Gardassee.

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Dienstag 10.7.

Wir machen einen „faulen“ Tag, d.h. morgens eine Jogging Runde und Ig dann Training im Wasser.

Zeit ein wenig über Albanien und die Gegend hier nachzudenken und zu lesen…Welche Vorstellung habt ihr von Albanien? Wir müssen zugeben, wir hatten nur sehr diffuse. War doch die Abschottung zur Zeit des Enver Hoxha zu perfekt. Hoxha hatte 1944 die Macht übernommen und in den Folgejahren dafür gesorgt, dass jegliche Opposition ausgeschaltet und eine kommunistische Einparteienherrschaft etabliert wurde. Mit Hilfe der Geheimpolizei (Sigurimi) fielen zehntausende von Menschen dem Herrschaftsregime zum Opfer. 1945, bei der Aufteilung des Balkan in Einflusszonen durch Churchill und Stalin, wurde Albanien nicht mit einbezogen. Vielmehr hat Tito und seine Führung versucht, Albanien einzugliedern. Jugoslawien war das erste Land, dass die provisorische Regierung von Tirana diplomatisch anerkannte (Jugoslawisch-Albanischer Freundschaftsvertrag von 1946). Interessant auch zu lesen, wie die kommunistische Regierung ihre Macht stützte: Zuerst eine Bodenreform, die den Großgrundbesitz entschädigungslos an landlose Bauern aufteilte. Dies führte zu einer erheblichen Popularität der Kommunisten. Außerdem setzte sich die politische Elite mehrheitlich aus den südalbanischen Städten ( Korça, Vlora, Gjirokastra) zusammen, der Grund dafür war wiederum in den persönlichen Beziehungen von Hoxha zu suchen. Seine Macht war gesichert, als 1946 durch eine Verfassungsänderung alle nichtkommunistischen Parteien und Vereinigungen verboten wurden.

Die Beziehungen zwischen Jugoslawien und Albanien verzeichneten alsbald eine Krise, die auf unterschiedlichen wirtschaftlichen Vorstellungen beruhte.

Auch mit der UDSSR überwarf sich Albaniens Führung im Jahr 1961.

1967 erfolgt ein totales Religionsverbot, Albanien wurde damit zum 1. atheistischen Staat der Welt.

Während der gesamten Zeit hat Albanien kaum Beziehungen zu westlichen Ländern unterhalten.

Ramiz Alia, der als Nachfolger Hoxha, nach dem mysteriösen Tod des albanischen Ministerpräsidenten Mehmet Shehu 1981, aufgebaut wurde, setzte nach Hoxhas Tod 1985 zwar dessen Politik fort, nahm aber wegen der desolaten Wirtschaftslage die diplomatischen Beziehungen zu westlichen und östlichen Staaten auf.

Im Januar 1990 erfolgten die ersten antikommunistischen Demonstrationen.

Soweit ein Kurzabriss. Heute kann man nur staunen über die Offenheit und auch die wirtschaftlichen Anstrengungen, die überall erkennbar sind.

Als Beispiel fügen wir hier ausnahmsweise ein Bild des CP Ari ein.

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Gepflegter geht es kaum. Beim Joggen am Seeufer richtete sich mein Blick auf kleine Hotels, allesamt sehr gepflegt und voller Blütenpracht.

Das Abendessen nahmen wir in dem zum CP gehörigen kleinen Restaurant ein. Der bekannteste und leider wohl vom Aussterben bedrohte Fisch des Orith-Sees ist der Koran, eine besondere Forellenart.

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Dass dieser vom Aussterben bedroht sein soll, hatten wir erst nach dem Diner gelesen und gleich ein schlechtes Gewissen bekommen. Die große Gefährdung geht wohl auf die Tatsache zurück, dass profitgierige Fischer (für 1 kg Koran werden wohl 20 Dollar geboten) mit Dynamit fischen. In Mazedonien (die Grenze zwischen Albanien und Mazedonien verläuft längs durch den See) ist der Koran wohl bereits umfassend geschützt.

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wir können es mit den Sonnenuntergängen auch nicht lassen:)

 

Mittwoch, 11.7.

Wir hatten einen Plan: Mit der Fähre von Komanit nach Vabonë (im Norden Albaniens gelegen) zu fahren. Unterwegs hatten uns ein norwegisches Ehepaar berichtet , dass man sich unbedingt vorher für diese Fahrt, die zu den Highlights Albaniens gehören soll, anmelden solle. Also veranlassten wir per Internet eine Reservierung für den 13.7. Leider bekamen wir als Antwort keine Bestätigung sondern die Mitteilung, dass die Fähre „gebrochen“ sei. Ein Telefonat ergab, dass es irgendwie einen Schaden gäbe…

Wir wollten den Plan noch nicht aufgeben und mussten daher umdisponieren.

Der Weg führte uns daher zunächst nach Mazedonien – der Grenzübergang war ja nur 2 km von unsrem CP entfernt. Der Grenzer auf mazedonischer Seite bewies seinen Humor, in dem er uns fragte wo wir hinwollten und wo wir wären…Auf unsere Antwort „na in Mazedonien“ sprang er vor Freude fast in die Luft und wünschte uns eine gute Reise und einen angenehmen Aufenthalt.

Wir fuhren nun die östliche Uferseite des Ohrid Sees entlang . Die Orte waren erheblich touristischer im Vergleich zur albanischen Seite. Und überhaupt: Wir sahen nur Einfamilienhäuser als Neubauten bzw. Berge von Bauschutt. Zeichen des Wiederaufbaus nach den Kriegswirren?

Die Besichtigung des Museumsdorfes „Bay of bone“ ließen wir ausfallen, erstens hätte Goya nicht mitgedurft und zweitens hatten wir gelesen, dass es Nichtssagend sein soll…

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Nach ca 85 km erreichten wir bei Bllatë e Sipëme wieder die albanische Grenze, überschritten auch diese problemlos. Die Auswirkungen der Balkankriege sind diese Kleinstaaterei, nach einigen Kilometern kommt man bereits wieder an eine Grenze…

Der Weg führte uns wieder in die Berge. Die Strecke von Peshkopi über eine Offroadpiste nach Burrel hatten wir uns vorgenommen. Zuvor führte uns die Straße an mehreren Stauseen vorbei und durch eine waldreiche Landschaft.

Nach einem Café und Eisstopp in Peshkopi ( auffällig hier: die Straßen werden am laufenden Band gefegt, es liegt wirklich kein Schnipsel herum! )suchten wir dann den Einstieg in die Ofroadpiste über die Berge. Trotz der Hinweise in dem off road guide nicht ganz so einfach: eine Brücke war unpassierbar, ein anderer Straßenabschnitt war offensichtlich von den Bürgern blockiert worden… Schließlich gelang es und wir waren im vetrauten Rumpelmodus. Auf der Piste war an vielen Stellen noch sehr gut dass  Pflaster der alten Handelsstraße erkennbar.

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Für die Nacht fanden wir einen super Stellplatz auf einer herrlich geraden Wiese,

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und genossen das Feierabendbier:)

Die single raod ist gut befahren. Beeindruckt schauten wir auf die Holztransporter. Mal sehen, wie das morgen wird.

 

Donnerstag, 12.7.

Während der Nacht hörten wir doch einige LKW’s, die sich schon auf den Weg zum nächsten Holztransport gemacht hatten.

Wir selbst gingen ebenfalls unser Ziel Barrel an. Die Strecke war landschaftlich herrlich, die Piste mit dem 1.Gang an allen Stellen gut zu bewältigen (der Landi hat ja auch die nötige Bodenfreiheit).

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Zwischendurch stießen wir vereinzelt immer wieder auf Häuserruinen. Unter Hoxha sollen Regimekritische wenn nicht inhaftiert oder gleich umgebracht auch in die Berge verbannt worden sein. Sind diese Ruinen Hinweise dafür?

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Nach einiger Zeit passierten wir das Dorf Selishtë. Kleinteilige Landwirtschaft  und Viehzucht im kleineren Rahmen bilden hier die Lebensgrundlage.

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Weiter ging es am Berg Maja (kein Witz!) vorbei über einen 1150m hohen Pass, gut geeignet für eine Kaffeepause. Es wimmelte nur so von Schmetterlingen, auch noch im Raupenstadium.

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Die Bunkerbauten waren allgegenwärtig (wir wir gelesen hatten, sollen unter Hoxha 75000, manche sprechen auch von 200 000, gebaut worden sein…)

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Und als puren Gegensatz dann die Grabstellen, immer oben auf einem Hügel, dem Himmel möglichst nah!

IMG_4338Leider hatten wir immer noch keine Nachricht von dem Fährbetreiber …. deshalb fuhren wir über Rrëshen, Laç nach Shëngjin an die Küste. Wir fanden einen als CP definierten Stellplatz, waren aber nach der Tour zufrieden, eine angenehme Abkühlung im Meer zu finden. In den Bergen sind die Temperaturen ja sehr angenehm, vor allem die Nächte auch kühl…bei der Fahrt durch die Ebenen zahlt sich die Klimaanlage im Landi aus.

Und dann Lesen bei Mondschein und einer prima Brise vom Wasser:)

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Freitag, 13.7.

Wir hatten auf die SMS an den Fährbetrieb keine Antwort erhalten…(: entschieden aber trotzdem, nach Komanit zu fahren, die Strecke entlang des Drini versprach landschaftlich interessant zu werden.

Noch ein kurzer Eindruck, von dem was geht…:)

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Der Drini wird innerhalb der Gebirge aufgestaut, es bilden sich sehr verzweigte Stausseearme, die auch der Fischzucht dienen.

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In Karmë trafen wir auf ein Denkmal für Mutter Theresa und erinnerten uns, dass diese ja albanischer Abstammung war.

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Die Weiterfahrt auf der Strecke hielt, was wir uns am morgen beim Blick auf map out versprochen hatten.

IMG_4355Die Straße war zwar gewohnt schlecht, aber daran hatten wir uns ja schon seit langem gewöhnt.

In Komanit angekommen fuhren wir dann Richtung Fährterminal. Kurz vor dem Staudammtunnel,

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den man durchqueren muss, hielt ein Auto neben uns, drinnen der „Fährmanager“; der uns erklärte, dass wir für die Fahrt „eine Reservierung benötigten….!“ Ach nee!! Auf unseren Hinweis, dass wir diese in den letzten Tagen auf verschiedene  Art und Weise (Telefon, Internet und SMS ), leider ohne Erfolg, realisieren wollten, drehte er sein Auto um, fuhr zum Terminal und gab uns ein Ticket für morgen 12.00 Uhr!!! Manchmal muss man Glück haben.

Wir machten Station an dem CP AL Natura, direkt am Terminal und am Abfluss des Stausees gelegen. Es gibt schlechtere Plätze:)

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Samstag, 14.7.

Wir konnten ja heute ganz geruhsam frühstücken, da wir erst um 11.00 Uhr am Parkplatz für den Fährterminal sein mussten. Auch Goya konnte noch einen ausgiebigen Morgenspaziergang inklusive Bad in dem klaren Stausee genießen. Und so ganz nebenbei ergab es auch wieder einige Impressionen:

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Blick auf die Stauseemauer, hinter der der Fährterminal liegt, zu erreichen über einen Tunnel

Die Oma hatte sich sehr über mein Interesse an ihrer Sammelaktion gefreut und war ganz begeistert, eine „gscherman“ zu treffen.

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Pünktlich waren wir dann auf dem Parkplatz und warteten in guter Gemeinschaft  auf den Zugang zum Tunnel.

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Die Vorfreude auf diese Fährfahrt durch fjordähnliche Berglandschaft stieg ungemein. Um so größer war zunächst unsere Enttäuschung, dass wir an der Fähre rechts raus fahren und erneut warten mussten. Franco, unser Manager von gestern, begrüßte uns freundlich und meinte , alles sei gut, wir wären halt die letzten, weil wir zuletzt gebucht hätten…

IMG_4424Die Zufahrt gestaltete sich ungemein chaotisch und unorganisiert. Und unser Ärger war vollkommen, als klar war, dass wir KEINEN Platz erhielten. Einigen vor und nach uns erging es ebenso. Wir bekamen zwar unser Geld zurück, aber es war trotzdem sehr schade. Und ich gestehe, ich  fühlte mich auch ziemlich veralbert, hatten wir doch am Tag vorher unser Ticket (oder was es auch immer wahr) bezahlt und fühlten uns sicher…

IMG_4416Wir warfen noch einen Blick in die Richtung, in die es hätte gehen sollen und fuhren verärgert ab. Hatte uns das albanische Chaos also doch noch erwischt!

Wir planten um (unser ursprünglicher Plan, über den Kosovo und die Berge nach Montenegro einzureisen, hatte sich ja nun erübrigt) und entschieden, heute noch möglichst Kroatien zu erreichen, d.h. Montenegro nur als Transitland zu nutzen.

Wir fuhren am Seeufer die Strecke nach Mjedë zurück, genossen noch einmal die Landschaft…

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Kurz nach Dodaj auf der E 851 passierten wir die Grenze nach Montenegro, nicht ohne zuvor noch unsere letzten Lekki in einem kleinen Markt in Ware umgesetzt zu haben. Die Ausreise, die zugleich die Einreise darstellte, dauerte keine fünf Minuten.

Montenegro nutzen wir wirklich nur zum Transit. Bei Lepetane nahmen wir die Fähre nach Kamenari und kürzten somit die Fahrt um die große Bucht herum ab – so kam der Landi heute doch noch auf ein Schiff:)!

Nach insgesamt  ca 125 km waren wir erneut an einem Grenzübergang, nämlich von Montenegro nach Kroatien. Die Einreise war aus unerklärlichem Grund mit einer Wartezeit von gut 45 Minuten verbunden, die  Kontrolle unserer Pässe dauerte nicht einmal 1 1/5 Minuten….

Mittlerweile ging es kräftig auf 19.00 Uhr zu…also wurde ein CP gesucht. In Plat wurden wir gleich bei dem 1. Versuch fündig: ein netter kleiner Platz mit Terrasse und Olivenbäumen und direktem Zugang zum Meer. Prima!

 

Sonntag, 15.7.

Der Platz war so prima, unaufgeregt, klein, genügend Platz und ein prima kleiner Kiesstrand. Dazu kristallklares Wasser, dessen Temperatur so bei 23-24 Grad lag und entsprechend erfrischend war. Wir legten einen Badetag ein.

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IMG_4437Und ja, wir konnten es nicht lassen …:)IMG_4439

 

Montag, 16.7.

Heute stand „Kilometerfressen“ an, wir wollten einen gut Teil Kroatien hinter uns lassen. Zuerst führte der Weg an Dubrovnik vorbei immer an der Küste entlang. Die Küstenstraße nach wie vor reizvoll, viele kleine Badeorte, nicht mit riesigen Hotelkomplexen verbaut und immer wieder der Blick auf das türkisgrüne Meer.

Um aber ein wenig schneller voran zu kommen nutzten wir die Autobahn, auch wenn die Mautgebühren heftig waren (für 200 km ca. 22,50 €). Witzigerweise trafen wir auf einem Rastplatz einen polnischen Landifahrer wieder, der mit uns an der Fähre in Albanien gescheitert war…

Als wir das Hinweisschild auf die Plitvička Seenplatte sahen entschieden wir kurzentschlossen, dort einen Aufenthalt einzulegen. Wir kannten beide diesen seit 1949 bestehenden und 1979 zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärten Nationalpark noch nicht.

Nachtquartier bezogen wir auf dem CP Borje bei Rudanovac.

 

Dienstag, 17.7.

Um den Nationalpark kennenzulernen schlossen wir uns nicht den Touristenströmen an, die Rückkehr in diese Art von Zivilisation ist uns noch nicht so ganz gelungen. Vielmehr fuhren wir bei Cudin Klanac auf eine kleine Nebenstraße und erreichten so die oberen Seen. Allerdings nur zu Fuß! Vorher hatten wir uns noch angelesen, dass dieser Nationalpark wegen des  Dolomit – und weicheren Karstgesteines, durch dass sich das Wasser quasi durchfrisst,  und die sich bildenden Travertinbarrieren, die  sich auch heute noch immer wieder verändern, etwas ganz Besonderes ist. Hinzu kommt  die Tatsache, dass über 50 endemische Pflanzen für dieses knapp 300 qkm nachgewiesen wurden.

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An der ersten Stufe der Wasserfälle angekommen, waren dann – nach ca 4 km – auch  viele Menschen da – ein kleiner Touristenzubringerzug machte es möglich. War aber trotzdem sehr beeindruckend – kristallklares Wasser – und dieses versiegte dann in Erdlöchern um einen Meter weiter als Wasserfall wieder aufzutauchen.

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Der Pflanzenreichtum faszinierte uns erneut!

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Und noch ein Blick:

Nachdem wir auf dem Rückweg noch mit Pfifferlingen fündig geworden waren und auch Goya vom Laufen genug hatte steuerten wir die Grenze nach Slowenien an. Wir wählten dazu die kleineren Straßen aus ( über Vrhovine, Oštarije, Hajdine ) zum Grenzübergang bei Brod na Kupi. Die Dörfer, die wir durchquerten, waren so wenig fremd, Blumen, Gärten, Almwiesen, alles sehr gepflegt, irgendwie mussten wir uns immer in Erinnerung rufen, dass wir noch in Kroatien waren.

Am kleinen Grenzübergang mussten wir dann doch tatsächlich die Pässe kontrollieren lassen…

Auf unserem Weg Richtung Ljubljana fanden wir dank des Stellplatzfinder einen prima Platz in Rudnik bei Kočevje. Direkt am See gelegen hat dort offensichtlich die Gemeinde ein Areal an der Touristikinformation fein hergerichtet. Super Infrastruktur – nur die Preisgestaltung war etwas seltsam: Zwei Personen mit WoMo (oder eben unser Landi) 12  € inkl. Strom. Für Toiletten– und Duschbenutzung kamen noch einmal 8 € dazu. Hätte man gleich den Preis von 20 € „all inklusive“ aufgerufen, hätte ich mich wohl weniger geärgert…

 

Mittwoch 18.7.

Lubljana durchfuhren wir auf dem Weg zum Bohinjsko jezero im Triglavski narodni park (Julischeu Alpen). Bled haben wir „links liegen“ lassen, der Rummel war uns einfach zu viel. Lieber fuhren wir noch die knapp 30 km in das Tal hinein um dann fast am CP Kamp Bohinj zu scheitern. Eigentlich war alles voll, aber der Hinweis auf das Handikap von Ig ermöglichte uns, noch einen Platz zu ergattern. Wenn auch nicht direkt am Seeufer, aber immerhin. Auffallend: Es gibt auf diesem CP keine vorgegebenen Stellflächen, sondern die Kapazität richtet sich nach der aufgenommenen Personenzahl. Dabei handelt es ich um eine Vorgabe von der Nationalparkverwaltung. Für Bergwanderer, die müde von den Gipfeln kommen, wird immer ein gewisses Reservekontingent vorgehalten. Von diesem konnten wir profitieren.

Wir ernteten die übliche Neugierde, als wir den Landi aufbauten. Dann machten wir einen Erkundungsgang. Von dem türkisgrünen klaren Wasser und dem Blick auf die Berge in dem Talschluss waren wir begeistert und hatten schon Pläne für die nächsten zwei Tage gemacht.

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Kurz nach dieser Aufnahme konnten wir die Kleinen beim Babyentenrafting beobachten:)

 

Donnerstag, 19.7.

Heute ging es hoch in die Berge. Dazu nutzten wir für die erste Teilstrecke die Gondel (interessant: hier gibt es bereits ab dem Alter von 60 Jahren einen Seniorenrabatt:). Die Aussicht auf die umliegenden Berge des Talkessels waren phantastisch, wunderbar klares Bergwetter!

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Gemeinsam bewältigten wir die Strecke bis Orloff Glava. Dort konnte Ig das erste mal nach Oktober 2016 wieder ein Gipfelkreuz erreichen. Anstrengend aber glücklich!

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Goya und ich nahmen uns anschließend den Gipfel Šija vor (1880m),  von dort gab es einen beeindruckenden Blick auch auf den Triglav, dem Namensgeber für den Nationalpark.

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Und natürlich wunderschöne kleine Bergblumen:

 

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Und das Beste: Unser 11 jähriger Labradorrüde war wieder der Erste auf dem Gipfel. Auch er war heute Abend müde und erschöpft. Nach einem gut gefüllten Fressnapf entspannte er  bei der angenehm kühlen Temperatur.

 

Freitag, 20.7.

Heute führte uns der Wanderweg oberhalb des Seeufers über ca 5 km nach Ribčev Laz. Unterwegs sahen wir den Schwalbenwurz-Enzian.

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Wetterpro hielt was es vorausgesagt hatte : Ein Gewitter zog auf. Für den Rückweg nutzten wir daher die kleine elektrobetriebene Fähre.

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Auf der Fähre erfuhren wir, dass der Natursee von einer Quelle und dem Regen gespeist wird. Der starke Abfluss ermöglicht es, dass der nur 45 m tiefe See dreimal jährlich einen kompletten Wasseraustausch verzeichnen kann. Dieses führt zu hervorragender Wasserqualität.

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Samstag, 21.7.

Wir verließen diesen chaotischen Platz und nahmen den Wurzenpass in Angriff. Ab der österreichischen Grenze erklang ein freundliches „Grüß Gott“ und damit hatten wir endgültig wieder den deutschsprachigen Raum erreicht.

Für das Ziel Freiburg am 28.7. hatten wir uns die Strecke über Bruneck ausgesucht. Dazu fuhren wir heute über Hermagor und Kötschach in das Gailtal und über die Dolomitenstraße durch das Lesachtal.

Auf der Höhe von Klebas fanden wir einen feinen CP mit beheiztem Schwimmbad, gut für Ig’s Übungen.

 

Sonntag, 22.7.

Wir nutzen den Tag für eine Wanderung zur Steineckenalm, 200 Höhenmeter direttissima, durch einen herrlichen Wald, in dem wir für das morgige Abendessen vorsorgen konnten

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Montag, 23.7.

Die heutige Fahrt führte uns zunächst nach Bruneck, das Messner Museum Ripa ( tibetisch: Ri = Berg, Pa= Mensch) mit seinem Schwerpunktthema Bergvölker stand auf unserer Agenda. Untergebracht in dem Schloß der Stadt (sein Ursprung geht auf das 13. Jahrhundert zurück), vor einigen Jahren von der Stiftung Südtiroler Sparkassen der Stadt zur Nutzung überlassen. Das Schloß hat eine eigene wechselvolle Geschichte, hier soll aber ein kurzer Eindruck von der Ausstellung erfolgen. Nachvollziehbar liegt der Schwerpunkt auf den Bergvölkern der Himalaja – Region, Afrikas, Südamerikas und natürlich des Alpenraumes. Die Bergvölker des Kaukasus fehlen.

Eindrücklich wirbt Messner mit der Ausstellung für den Schutz der Kultur und der Lebensform der Bergvölker, die auch heute noch auf Eigenverantwortung, Konsumverzicht und Nachbarschaftshilfe aufbaut. In dem  modernen  Freizeitalpinismus sieht Messner eine echte Gefährdung. „Die Bergregionen sollen nicht für die Städter den Raum hergeben, um ihr Freizeitbedüfnisse, die sie in der Stadt nicht befriedigen können, um jeden Preis in den Bergen zu verwirklichen.“

Eine Ausstellung, die auch nachdenklich macht.

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tibetisches Festzelt

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Blick vom Schloßturm

 

Anschließend bewältigten wir noch den Jauffenpass und fanden in St. Leonhard einen hervorragenden CP. Obwohl total belegt, ermöglichte der nette Betreiber uns noch eine Stellmöglichkeit!

 

Dienstag, 24.7.

Strahlender Sonnenschein, wie eigentlich immer 🙂 Wir brachen früh auf um über das Timmelsjoch zu fahren. Der Landi brauchte Kurven!! Und wir den Grenzübergang von Italien nach Österreich. Es ergaben sich herrliche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt der  Ötztaler und Stubaier Alpen.

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Wenn mich jemand fragen würde, was an der Passüberquerung genervt hat, gibt es nur ein Antwort: die vielen Fahrradfahrer, die in den sehr engen Kurven mit steilen Abhängen – nachvollziehbar – oft die Straßenmitte nutzten ( bei eigentlich nur 1 1/5 Spuren). Nicht ganz ungefährlich.

Über Landeck und dem Arlbergpass erreichten wir dann Klösterle, einen kleinen, unaufgeregten Ort.  Ig hatte schon vorher herausgefunden, dass Klösterle über einen kleinen CP verfügt, den wir uns für die nächsten drei Tage ausgesucht hatten.

Abends gesellte sich dann noch ein Landi mit Dachzelt dazu: Camilla und Peter mit Hund Joiz aus der Schweiz. Klar führte das zu Erfahrungsaustausch.

 

Mittwoch, 25.7.

Wir nutzten den Tag geplant zum Wandern – Aufstieg zur Alpe Nenzigast, im Naturschutzareal des Verwall.

Neben Blau- und Himbeeren, Walderdbeeren und Pfifferlingen bot auch die Flora Überraschungen:

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Donnerstag, 26.7.

Für den letzten Tag in den Vorarlberger Bergen haben wir uns eine Fahrt mit der Gondelbahn auf den Sattelkopf vorgenommen. Der Zubringerbus war über die Klösterle-Karte kostenfrei. Goya akzeptierte sogar den Maulkorb(:

Vom Sattelkopf 1841 m  (auf dem es ein herrliches Kinderparadies  – das Bärenland – gibt, mit wirklich interessanten Spielgeräten (mit einem Floß „hol rüber über den See“, einer Wasserschaukel u.v.m.) wanderten wir zum Muttjöchle 2074 m und genossen noch einmal die Eindrücke.

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Arnika

 

Montag, 30.7.

Von Freitag Abend bis Sonntag Mittwoch haben wir Simone, Thomas und Finn in Freiburg besucht und sind dann mit einem Zwischenstopp im Thüringer Wald heute gegen Mittag wieder zu Hause gelandet.

Unser Abenteuer hat damit nach 14 180 km leider ein Ende gefunden. Voller vieler kleiner und großer Erlebnisse ziehen wir uneingeschränkt das Fazit, dass es sich immer lohnt, sich vor Ort über ein Land und seine Menschen ein eigenes Bild zu machen. Wir haben durchweg nur positive Erlebnisse gehabt. Neugierde bzw. Interesse, Akzeptanz, Freundlichkeit, Gastfreundschaft und ganz viel Lächeln sind uns begegnet.

Georgien, dass uns in der Vorbereitung so weit weg und so fremd erschien, ist tatsächlich überhaupt nicht fremd. Und die Türkei und ihre Menschen , die wir ja –erneut – intensiv kennengelernt haben – sollte unbedingt unabhängig von der Politik Erdogan’s beurteilt werden.

Der Landi, der in den vergangenen 11 Wochen unser Zuhause war,  hat uns zuverlässig durch „oxtrillionen“ Kurven und alle Pässe gezogen.

 

Und unser Hundesenior war glücklich und zufrieden, so nah mit seinen Menschen die die Zeit verbringen zu können.

Wir hoffen, dass viele neugierig und mutig werden, sich auf ähnliche Pfade zu begeben.. Man ist nie zu alt! Wir bedanken uns bei Allen, die uns auf dieser Reise begleitet haben und schließen mit Herrmann Hesse diesen Blog bis zum nächsten Abenteuer:

 

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“

Hermann Hesse

 

Die mit Goyaaufreisen gingen.

 

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16 Gedanken zu “2018 von Berlin nach Georgien

  1. Die Schweizer schreibt:

    Was sind wir doch gespannt auf eure Erlebnisse und haufenweise Fotos!!! Geniesst die Fahrt mit eurem super tollen Landi 🙂

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    • Lieblingsnachbar schreibt:

      Ihr macht ganz schön Strecke in der ersten Woche…
      Sieht alles gut aus – vor allem der Birnenschnaps! Gute Weiterfahrt.

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      • jepp, ihr habt wieder mal mit allem Recht:), sind heute an einem wunderbaren Platz!!! irgendwo im Nationalpark – Froschgequake, ziehende Vogelschwärme – schade, dass ihr nicht da seid! Ihr hättet eure helle Freude! Euch weiter einen guten Tripp und gut Sitz auf den Fahrradsätteln!

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  2. Kurt Meding schreibt:

    Bei strahlendem Sonnenschein auf große Fahrt! Noch einmal auf diesem Weg alle guten Wünsche für eine wunderbare Tour, Uschi und Kuddel

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  3. PPS-Familie schreibt:

    Typisch ihr 2….werdet gleich wieder mit Schnaps begrüßt…😉…was für eine schöne Begegnung! Passt weiter gut auf euch auf.

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  4. Die Schweizer schreibt:

    Ich hätte euch ein Bienenvolk mitgeben müssen… 😊​ Die 🐝​🐝​🐝​ hätten ihre wahre Freude mit euch zu reisen!! Sehr schöne Bilder. Danke hierfür und habt weiterhin viel Spass. 🇨🇭​👋​

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  5. Die Schweizer schreibt:

    Super interessant, euer Reisebericht!! Ihr müsst mir unbedingt solch türkischer Honig mit nachhause nehmen 😀​ Ich muss kosten und einen Vergleich mit unserem Honig machen!! Aber nehmt nicht zu viel mit, sonst kommen die Bären wieder… 🐻​😉​

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  6. Jörg schreibt:

    Hallo ihr drei! Die tolle Reise biegt ja schon in die Zielgrade ein, es ist einfach spannend euch so virtuell begleiten zu dürfen. Eure Spontanität und Abenteuerlust hat mich fasziniert! Danke für´s mitnehmen!!
    Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung mit dem Landy, mich würde es freuen!
    Weiterhin eine gute Reise und Grüße aus Tirol 🙂

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  7. milnuki schreibt:

    War toll euch drei kennenzulernen und der Austausch hat mega Spaß gemacht. Gute Reise und bis auf ein nächstes Mal 😘👋

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  8. Silke Kieckhöfer schreibt:

    Ein wirklich sehr interessanter und informativer Blog! Ich wünsche Ihnen noch viele, tolle Fahrten (vor allem mit dem neuen Mobil), viele Grüße Silke K. (Real-Contract)

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